A Night at the Show
Meetings Which Provoke Slowness
Bericht von Christoph Doswald
Die Briefe kamen regelmäßig, aus aller Welt. Und: Sie waren vom Geist der Sentimentalität getränkt. Am Brandenburger-Tor, so der Verfasser Harm Lux, nahm er an einer eindrücklichen Performance von Carsten Höller teil: ein nacktes Paar, das Hand in Hand in den Sonnenuntergang spazierte. In Moskau habe er sich der Wodka-Seeligkeit nicht verschließen können. In Kopenhagen ließ er sich vom sentimental-kontroversen Geist einer Künstlergruppe erleuchten.
Die Entdeckung der Erlebniswelt
Der Kurator als neugieriger Ethnograf? Als fernwehgeplagter Entdecker? Als mediengeschädigter Zivilisationsflüchtling? Als Reinkarnation von Literaturhelden à la T. C. Boyle und Sten Nadolny? Oder gar als Opfer des nabelschauerischen postmodernen Kunstbetriebs? Die Signale, die Harm Lux nach seinem Abgang als Leiter der Zürcher Shedhalle in die Welt sandte, waren von einer hybriden Mehrdeutigkeit, getragen von der Trauer des Verlustes und der Suche nach neuen Kunstinhalten. Zwei Jahre nach dem Weggang von “seinem Haus” präsentierte der Ausstellungsmacher nun erstmals eine Überblicks-Bilanz seiner Neuorientierung. In Zusammenarbeit mit dem holländischen Landsmann Theo Tegelaers (Leiter von W 139, Amsterdam) formulierte er mit seiner im Dezember in Zürich durchgeführten Schau – Titel: “A night at the show”, Untertitel: “Meetings which provoke slowness”, “an excellent Gourmet quality” – ein neues Ausstellungskonzept, das sich auf erlebnisbezogenes Kuratieren, Rezipieren und Kunstschaffen verlegt hat.
Neu daran war zuerst einmal die Wahl des Ausstellungsortes außerhalb der Museums- und Kunsthallen – Lux mietete die Räumlichkeiten eines Untergrundclubs an, “Fields”, wo sich sonst die Zürcher Szene spät nachts zum Bier trifft und schon manche schrille Party…