Heinz Schütz
à la Bibliothek
Salzburger Kunstverein, 24.10. – 24.11.1990
Bibliothek” ist ein Topos, der in den letzten Jahren bildende Kunst, Literatur und Theater immer wieder beschäftigt. Im Zentrum von Umberto Ecos Bestseller “Im Namen der Rose” etwa steht die Bibliothek einer Benediktinerabtei, Gerald Thomas inszeniert Kafka im Bühnenbild einer riesigen Bibliothek. In der bildenden Kunst werden Bücher und Bibliotheken Thema. Man denke an Barbara Bloom, Heiner Blum, Stefan Demary und ABR, an Thomas Hubers “Die Bibliothek” oder an Clegg & Gutmanns “Entwurf für eine Open-Air-Bibliothek in Graz”. Die Entdeckung der Bibliothek steht nicht zuletzt in Verbindung mit einer Re-Allegorisierung der bildenden Kunst und mit dem Interesse an topologisch vermittelten Sinnzusammenhängen. Ist doch die Bibliothek ein Ort der Bewahrung von Wissen und einer der letzten Orte, der behauptet, die Welt sei intelligibel.
Die von Udo Kittelmann für den Salzburger Kunstverein zusammengestellte Ausstellung – sie wird im kommenden Frühjahr im Städtischen Museum Mülheim/Ruhr zu sehen sein – evoziert den aktuellen Bedeutungshof, der sich heute mit dem Wort “Bibliothek” verbindet. Sie zeigt Arbeiten, die sich auf Literatur, spezifischer: auf Belletristik beziehen. Dabei suggeriert das sich in jedem Titel wiederholende “nach” – “Effi Briest nach Theodor Fontane”, “Die Brüder Karamasoff nach Fjodor M. Dostojewski” usw. – zumindest auf den ersten Blick Homogenität. Die ausgestellten Arbeiten allerdings sind durchaus heterogen, nicht zuletzt aufgrund der gattungsspezifischen Unterschiede von Bild, Objekt, Installation und Video. Als Summe nebeneinanderstehender Einzelarbeiten bleibt die Bibliothek Idee.
In welchem Verhältnis stehen die ausgestellten Arbeiten zur Literatur? Bezieht man etwa Martin Gostners “Effi Briest nach Theodor…