Rainer Metzger
98/99/2000
Kunsthalle Krems, 17.12.2000 – 18.2.2001
Die Erfolge, wie man sie heutzutage im Kunstbetrieb erzielt, sind weniger ästhetischer denn kulturpolitischer Art. So wird “Ksks”, die Arbeit der Künstlergruppe Gelatin, womöglich in die Geschichte eingehen – nicht weil das schlichte Loch in der Wand, durch das hindurch eine Stimme einen freundlich auffordernden, im Titel angedeuteten Velarlaut sendet, so besonders interessant, anregend, innovativ wäre, sondern weil es das vielleicht erste Stück Kunst darstellt, das die Ausstellung wechselt, ohne dass es dafür den Platz wechselt. “Ksks” blieb also exakt vor Ort, als die Kunsthalle Krems nach einer “Milch vom ultrablauen Strom” geheißenen Präsentation auf “98/ 99/ 2000” umsattelte. So könnte man sich die Vollendung des Prinzips Wanderschau vorstellen: Titel und Label, Kurator und Katalog tauschen die Plätze, die Exponate dagegen halten die Stellung.
Seit sie bei der Expo 2000 dabei waren, verkörpern die vier Mitglieder von Gelatin die in Österreich obligatorische Hoffnung auf Weltgeltung, und so ist es kein Wunder, dass keine Schau sie auslässt. “Milch vom ultrablauen Strom” war nationaler Kunst seit 1960 gewidmet, das zeitlich parallele “Lebt und arbeitet in Wien”, bei dem Gelatin immerhin eine andere Arbeit zeigte, ganz junger urbaner Kunst. “98/ 99/ 2000” stellt nun gleich den Rechenschaftsbericht des obersten regierungsamtlich bestallten Gremiums zur Förderung des Zeitgenössischen dar. Auch dieses Gremium ist national und urban ausgerichtet. Der “Kunstbeirat”, fünfköpfig, vielgeschmäht und vielberaunt, breitete dabei etwas abseits vom Zentrum aus, wen er in dem vom Titel umrissenen Zeitraum mit jeweils 200.000 Schilling und jeweils für ein Jahr ausstattete. Den insgesamt…