9 – HOT SPOT RIO DE JANEIRO
Roberto Cabot ruft zwei revolutionäre Begriffe in Erinnerung:
„Tropicalismo“ und „Neoconcretismo“
Maria Dundakova entdeckt am Strand die Erotik der Natur
Die interessanten Strömungen in der Kunst entstehen nicht immer nur in Weltmetropolen wie Paris, London oder New York. Gerade in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kamen entscheidende Impulse oft aus peripheren Zentren wie etwa Rio de Janeiro, Los Angeles oder Mailand. Die Ausstellung „Time & Place: Rio de Janeiro 1956–1964“ (2008 im Moderna Museet Stockholm) hat gezeigt, wie in den späten 1950er Jahren in Rio im Klima des Optimismus eine moderne, postkoloniale kulturelle Identität entstand, die in der Architektur Oscar Niemeyers, in Bossa Nova und Cinema Novo, aber auch in einer neuen, geometrisch abstrakten Formensprache in Malerei, Skulptur und Design ihren Ausdruck fand – im Neoconcretismo.
Tropicália, die daran anschließende und wichtigste südamerikanische kulturelle Bewegung mit tief greifenden Auswirkungen auf Musik, bildende Kunst, Theater und Kino, aber auch auf Werbung, Mode und TV, erhielt ihren Namen von einer experimentellen Installation, die der junge Künstler Hélio Oiticica 1967 in der Ausstellung „Neue Brasilianische Objektivität“ realisierte: eine begehbare Holzhütte, umgeben von Sand – der Einbruch des Alltags in den Kunst-Ort.
Der in Rio geborene und dort lebende Künstler Roberto Cabot blickt in die Vergangenheit und setzt sich als fundierter Kenner der brasilianischen Kunstszene mit den schillernden Begriffen „Tropicalismo“ und „Neoconcretismo“ auseinander. Wer Cabot in seiner Wohnung in Copacabana besucht, hat einen eindrucksvollen Ausblick auf eine tropische Metropole am Meer. „Wenn ich aus dem Fenster schaue“, sagt der Künstler, „sehe…