BIRGIT RICHARD
9-11.
WORLD TRADE CENTER
IMAGE COMPLEX + “SHIFTING IMAGE”
ZUR MAGIE DES TECHNISCHEN BILDES
Ein Bild sagt nicht länger mehr als tausend Worte. Die Sicht wird schlechter, obwohl die bildgebenden Apparaturen immer perfektere Ansichten aus verschiedenen Nah- und Fernperspektiven erzeugen. Trotz höchster Auflösung werden die Bilder zu rätselhaften Erscheinungen. Die technischen Bilder bekommen einen ihrer Struktur unangemessenen magischen Charakter, wenn der Mensch vergisst, dass er diese Bilder selbst erzeugt hat. Er kann sie nicht mehr entziffern und entwickelt ihnen gegenüber ein magisch- rituelles Verhalten. Die Bildoberfläche der technischen Bilder erscheint “voller guter oder böser Götter”; geheime Mächte, die gebannt werden müssen, schweben über dem Bild (Flusser 1990, 12f, 9). Die Magie des technischen Einzelbildes kann dabei nur durch die multiperspektivische und transdisziplinäre Rezeption der neuen Figur des shifting image aufgebrochen werden. Die daraus resultierende Notwendigkeit der Erweiterung der Definition von Bild und der Prozess der Akkumulation von Bildern lässt sich exemplarisch hervorragend an dem WTC-Bildkomplex darstellen. Seine metastatischen Wucherungen in verschiedenen Kontexten sind zugleich faszinierend, beängstigend und unüberschaubar: die WTC Attacke selbst, die Shattered Windows Serie: “Schöne” Fotografien der WTC Ruinenkomplexe; die “first strike” Bilder der sehenden Bomben; die Milzbrand-Thematik; auf der anderen Seite die ästhetisierte Inszenierung von Bin Laden z.B. auf einem weißen Pferd, vor einer Bücherwand, mit Maschinengewehr. Viele dieser Bilder erweisen sich als enigmatische Entitäten, die Fragen aufwerfen wie: Was macht Bert aus der Sesamstrasse mit Bin Laden, warum werden Bilder von vermummten Postangestellten mit Milzbrand-Viren als Ornament umrahmt?
Dieser Beitrag versucht eine oberflächliche Bestandsaufnahme der wichtigsten durch…