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Titel: Tropical Codes · S. 112 - 117
Titel: Tropical Codes , 1987

7. Walter Robinson

Die Drehbilder

In den Drehbildern Robinsons ist ein hybrider Bereich zentrifugaler Gefühle und Kräfte am Werk – die individuellen bzw. persönlichen Gefühle der Freiheit und Absicht sowie die kulturellen bzw. institutionalisierten Kräfte des Zufalls und der Vorherbestimmtheit – ein Bereich, wo Ehrerbietung und Taktlosigkeit, Ironie und Überflüssigkeit, Liebelei und Abneigung einander überschneiden, eine äußere Grenzlinie ohne Signatur (Signatur beschränkt sich hier auf individuellen Stil) oder aber unzähliger Signaturen (hier in der Bedeutung des Allgemeinen, das den Spezifika des politischen Stils unterworfen ist), wo die Erfahrungen eines Rockstars und des LSD-Süchtigen sich nicht mehr unterscheiden lassen von jenen der Helden und Heldinnen in Stendhals Roman Rot und Schwarz und wo das schwindelerregende Drama der gepeinigten Seele nicht mehr unterschieden werden kann von der Krise im Raum. (Sämtliche Titel für die Drehbilder sind übrigens Wörter oder Sätze, die diesem Roman entnommen wurden).

In technischer Hinsicht überzeichnen die Drehbilder die Rolle, die das Willkürliche in der Abstraktion spielt. Ja sie umklammern Zufall und Absicht, um die scheinheiligen Forderungen zu kommentieren, denen die abstrakte Malerei zum Opfer fällt. Die Bilder sind wie Langspielplatten, nur farbig, die versehentlich bei 78 Umdrehungen abgespielt werden. Oder sie gleichen den tachistischen Bildern eines Jackson Pollock, nur umgekehrt. Sie kommentieren nicht nur das höhere Kalkül der Intentionalität und der Kontrollabsichten, sondern auch die Romanze mit dem Zufall und die kalte Hysterie der Wissenschaften. Die psychedelische Wahlmöglichkeit der Wissenschaft erzielt schließlich eine gleichberechtigte Stellung mit der Ironie rationaler Kunstverfahren. Letztlich lassen sich die Drehbilder von ihrer Bedeutung her nur mit…

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