Sigrid Feeser
7. Triennale der Kleinplastik Europa – Afrika
Forum der SüdwestLB Stuttgart, 17.10.1998 – 17.1.1999
Karin Sander ist eine Künstlerin, die um die Bedeutung der rechten Maßstäbe weiß. Und sie spottet wohl auch gerne. Zum Beispiel über den Herrn Meyer. Herr Meyer ist der Direktor der Städtischen Galerie Göppingen und der künstlerische Leiter der 7. Triennale der Kleinplastik, die bekanntlich nicht mehr im gemütlichen kleinen Fellbach stattfindet, sondern im weitläufigen Forum der SüdwestLB, gleich neben dem Stuttgarter Hauptbahnhof. Und genau dort stand Werner Meyer zur Presse-Vorbesichtigung mitten im Raum und redete und erklärte den Anwesenden, was sie sehen sollten und was er sich so gedacht habe bei seiner Auswahl. Langweiliger Termin, wäre da nicht die in Stuttgart und New York lebende Karin Sander und ihre so kühle wie präzise Spottlust. Die besteht darin, daß sie sozusagen den Original-Meyer hat einscannen und aus den Daten maschinell hat aufbauen lassen. Da steht er nun 1:10 unterm Glassturz, echtbunt bemalt. Und fasziniert gucken wir auf den doppelten Meyer, den künstlichen zu 18,7 Zentimetern und den echten, der 1,87 Meter groß sein muß und redet. Und beide sehen sich zum Verwechseln ähnlich: Stattliche Figur, keckes Oberlippenbärtchen, das Haupthaar schon ein wenig schütter, dunkler Zweireiher, die Haltung lässig. Nur Klonen ist schöner.
Der Einstieg mag zufällig sein, ist aber charmant. Zumal Kurator Meyer das rechte Händchen hat und zeitgeiststimmungsgemäß europäische und afrikanische Skulptur konfrontiert und nicht-europäische Gäste nicht vergißt. Zweiundvierzig Europäer und einundvierzig Afrikaner also in Stuttgart, soviel Unterschied muß schon sein. Das Timing war auch Perfekt,…