Magdalena Kröner
6. Shanghai-Biennale + MoCa Envisage
West-Östliche Verständigungsversuche
Bereits zum sechsten Mal fand die Shanghai-Biennale statt, die sich von einer kleinen Ausstellung mit ausschließlich chinesischer Gegenwartskunst im Jahr 1996 zur international besetzten und besuchten Großveranstaltung gemausert hat, die die erwartbaren, deutlichen Verwechslungstendenzen zu anderen, internationalen Biennalen aufweist.
Vor vier Jahren wurden unter dem Titel “Urban Creation” in Insiderkreisen bekannte Namen wie das chinesische Architektur- und Planungsbüro MADA s.p.a.m. und MVRDV aus Rotterdam versammelt, um Antworten auf Fragen des urbanen Wandels und der städtischen Verdichtung nicht nur in China zu geben. “Techniques of the Visible” zwei Jahre später versuchte Verbindungen von Wissenschaft und Kunst offenzulegen, und abseits des Mainstreams eine komplexe Ausstellungssituation zu schaffen, während derer das Museum als internationale Plattform unabhängiger künstlerischer Diskurse etabliert wurde – es gab unter anderem ein “Internationales Treffen unabhängiger Kulturräume”.
Von derartigen Bemühungen oder konzeptuell orientierten Ansätzen war man in diesem Jahr weit entfernt – unter der denkbar vage gehaltenen Überschrift “Hyperdesign” versuchte das siebenköpfige Kuratorenteam unter dem neuen Direktor des Hauses, Li Lei, offensichtlich eine bunte, möglichst populäre Ausstellung für die zunehmende Zahl derjenigen zu machen, die sich in China selbst für Bildende Kunst interessieren. Die Kuratoren Zhang Qin, Huang Du, Gianfranco Maraniello, Lin Shumin, Jonathan Watkins, Wonil Rhee und Xiao Xiaolan versammelten große Namen mit – bis auf wenige Ausnahmen – wenig markanten Werken. Die “Zone of Urgency”, wie sie Hou Hanrou zur Venedig Biennale 2003 für Asien ausrief, wurde in Shanghai eingedampft auf einen hübsch anzuschauenden Kunstparcours. Griffige, doch entleerte Schlagworte wie “Anti-Design, Re-Design…