6. Charles Clough
Der langsame Kanarienvogel
In den neuen Bildern von Charles Clough gelangen zwei scheinbar widersprüchliche, tatsächlich aber einander ergänzende Eigenschaften auf die Leinwand. Einerseits sind sie fast völlig von der deutlich ‘grundlegenden’ Dynamik (im Spannungsfeld der Photographie und Malerei) entleert worden, einer Dynamik, die in früheren Werken zu beobachten war. Seine neuen Arbeiten sind nämlich von den Verfahrensresonanzen und Komplexitäten, die die früheren Arbeiten charakterisiert hatten, entlastet worden. Indem der ‘Gehalt’ der Distanz offengelassen bzw. fast über die Schwelle der Assoziation hinaus erweitert wurde, wird die Heimatlosigkeit von latenten Oberflächen gestreift. Andererseits ist immer noch eine beständige Achtung für den Impuls der Natur wirksam, die hier quasi durch eine zufällige, radikale Unordnung verfolgt und durch den ‘Treffer’ des von Clough benutzten Instruments oder Werkzeugs in Szene gesetzt wird. Die zwischen Konvention und Innovation geschaffene Einheit hat allmählich einer “Akkumulation des Gehalts durch Trägheit” nachgegeben. Oder andersherum, das “Rutschige und Sumpfige” der “Existenz und Unterscheidung” hat den Wert metaphysischer Ursprungslosigkeit angenommen, die die “Verheißung und das Scheitern der Institutionalität umfaßt”. Die “Verwandlung der Energiezonen” von einer überlasteten (mit Systemen überfrachteten) bzw. überzeichneten Oberfläche in eine (verhältnismäßig) rohe bzw. untertriebene Ebene ging Hand in Hand mit einem transversalen Abtasten von Materie und Sinn, von “Entfremdung und Attraktion”, Erinnerung und Willenskraft, Zufall und Versuchung, plötzlichen Ereignissen und Absicht, Ursprünglichkeit und Heimatlosigkeit. Die Absicht, “eine Mischung willkürlich gewählter Vorurteile”, Schärfe und durchsichtige Substanzierung werden in eine Art tote Zone der Ironie und Überflüssigkeit umgewandelt, in der das Ich wie ein “slow canary” offengelassen wird…