56. BIENNALE VENEDIG: Löwen und Leute
Oft kristallisieren sich während der Eröffnungstage schnell die Favoriten für die begehrten Goldenen Löwen der Biennale Venedig heraus. Aber heuer fand kein einziger der 89 Länderpavillons in den Giardini eine überzeugte Mehrheit. Auch im Arsenale gab es zwar Überraschungen, aber keine Höhepunkte. Wie zur letzten Edition ging denn auch dieses Jahr der Preis für den besten Länderpavillon an einen Außenseiter in Außenposition: Armenien. Untergebracht in einer armenischen Klosteranlage auf der Insel San Lazzaro, befindet sich hier auch eine umfangreiche Sammlung armenischer Kultur- und Geschichtsdokumente. Dazu passen perfekt die Werke der 16 zeitgenössischen Künstlern und Künstlergruppen, die in ihren spannungsvollen Installationen auf ihre individuellen, armenischen Familiengeschichten referieren. Die „poetische Gestaltung“ hatte die Jury überzeugt. Ganz offensichtlich ist die Wahl dieses Beitrags 100 Jahre nach dem Genozid der Armenier durch die Türken auch ein politisches Statement.
Den Goldenen Löwen für das Lebenswerk erhielt schon vor der Eröffnung der 71jährige ghanaische Bildhauer El Amatsui, der seit einigen Jahren mit seinen großen, mosaikartigen Wandtüchern aus recycelten Kronkorken und Flaschenverschlüssen auf jeder Kunstmesse vertreten ist. Einen Spezialpreis erhielt die US-amerikanische Museumsleiterin Susanne Ghez für ihre besonderen Verdienste um die Kunst. Als beste Künstlerin der 56. Biennale sprach die Jury der 66jährigen US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Adrian Piper einen Goldenen Löwen zu. Sie hat in der Hauptausstellung im Arsenale ein interaktives Projekt: Besucher werden aufgefordert, einen Vertrag zu unterzeichnen. Der enthält drei Punkte: „I will mean everything I say“, „I will do everything I say I will do“, „I will always be too expensive…