56. Biennale Venedig
All the World’s Futures
Die 56. Biennale Venedig war und ist eine Herausforderung. Nicht nur die von Okwui Enwezor kuratierte Hauptausstellung „All the World’s Futures“ mit ihren 136 Künstlern, auch 89 nationale Pavillons sowie zumindest einige der 44 „Kollateralen Events“ gilt es zu bewältigen. Für alle, die bereits da waren, bietet dieser KUNSTFORUM-Doppelband die Möglichkeit, das Chaos der Eindrücke zu sortieren. Für alle, die noch hinfahren wollen, sind das Heft und die erstmals realisierte App hilfreiche Wegbegleiter. Und diejenigen, die es nicht nach Venedig schaffen, erhalten hiermit die vollständigste Dokumentation der internationalen Großausstellung.
Die Autoren dieses Bandes haben sich der Biennale aus verschiedenen Perspektiven genähert. Insbesondere die Hauptausstellung, aber auch der skandalumwitterte und inzwischen geschlossene isländische Pavillon (Christoph Büchels „The Mosque“) werden kontrovers diskutiert. In seinem einführenden Essay nähert sich Heinz-Norbert Jocks der konzeptuellen Haltung Okwui Enwezors an, der in Venedig – wie schon vor dreizehn Jahren auf der documenta 11 – das Ästhetische und das Politische zur Deckung zu bringen versucht. Und der sich in seinen Kampf gegen das Erbe der Exklusion nicht nur auf Karl Marx, sondern auch auf Walter Benjamin beruft.
Bei einem aufmerksamen Rundgang durch „All the World’s Futures“ unterzieht Amine Haase Enwezors Konzept wie auch seinen theoretischen Ansatz und Anspruch einer eingehenden Analyse. Ihrer Ansicht nach verfängt sich der Kurator in Widersprüchen und hat eine nicht nur didaktisch, sondern auch inszenatorisch fragwürdige Schau abgeliefert. Auch Klaus Honnef hat die Hauptausstellung nicht gefallen. Für ihn wird Kunst hier allein zur Illustration wohlfeiler intellektueller Thesen „missbraucht“. Zudem kritisiert…