Streit gibt es in Kassel über die Ansprüche der documenta-Leitung auf ein Monopol an Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst während der Laufzeit des Kasseler Spektakels: documenta-Geschäftsführer Bernd Leifeld beklagte sich über eine Skulptur des Künstlers Stefan Balkenhol auf dem Turm der St. Elisabeth-Kirche am Friedrichsplatz. Das Werk störe „erheblich“. Derselben Auffassung ist auch die documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev. Schon im vergangenen Jahr hatte Leifeld gefordert, die Kirche solle während der documenta auf Ausstellungen mit zeitgenössischer Kunst verzichten. Zumindest die evangelische Kirche „habe das verstanden“, so Leifeld. Auf eine geplante Installation von Gregor Schneider vor der Karlskirche verzichteten die Protestanten schließlich. Doch die katholische Kirche zog unbeirrt von den absolutistischen Ansprüchen der documenta-Leitung ihre Balkenhol-Ausstellung durch. Gegenüber der „Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen“ (HNA) lehnte der Künstler Stefan Balkenhol einen Abbau der Skulptur ab. Auch Christoph Baumanns, Projektleiter der Balkenhol-Ausstellung, schloss einen Abbau oder eine Verschiebung der Ausstellung aus. Leifeld wiederum findet es „respektlos“, dass das Bistum Fulda und die katholische Kirche in Kassel die documenta zum Anlass nehmen, mit „Werken der Gegenwartskunst im kirchlichen Zusammenhang“ in einen „Dialog einzutreten“. Allerdings weiß Bernd Leifeld auch, dass er keine rechtliche Handhabe hat, die Balkenhol-Ausstellung zu verhindern. Dass die documenta-Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev ihr Programm auf nicht-figürliche Kunst konzentrierten will und offensichtlich aus solchen künstlerischen Gründen die Balkenhol-Skulptur indirekt ablehne, findet Veit Görner, Direktor der Hannoveraner Kestner-Gesellschaft „unverzeihlich dumm“ angesichts „einer historischen Erfahrung“, die man hierzulande mit der Zensurpolitik der Nazis habe machen müssen. Aus Görners Sicht habe die documenta-Leiterin „vielleicht auch einem Größenwahn folgend gemeint, sie müsse alles…
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· S. 8 - 11
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