50 Jahre nach 50 Jahre Bauhaus 1968
Württembergischer Kunstverein Stuttgart 05.05. – 23.09.2018
von Martin Blättner
Rückblickend stellt das historische Bauhaus, das 1919 von Walter Gropius in Weimar gegründet wurde, heute die einflussreichste Bildungsstätte im Bereich der Architektur, der Kunst und des Designs im 20. Jahrhundert dar. Auch nach knapp 100 Jahren ist der Mythos der Avantgarde der klassischen Moderne, der mit dem Bauhaus gleichgesetzt wird, fast ungebrochen. Der Württembergische Kunstverein zieht 50 Jahre nach der Ausstellung „50 Jahre Bauhaus“ am 4. Mai 1968 erneut Bilanz. Doch diesmal fällt der Rückblick gerade auch im Hinblick auf den eigenen Rückblick vor einem halben Jahrhundert ganz anders aus: Keine Umwertung aller Werte, aber eine erweiterte Sicht mit kritischer Reflexion – auch unter Einbeziehung gesellschaftspolitischer Umbrüche der 1960er Jahre. Zum einen wird das Umfeld vom Mai 1968 berücksichtigt, der nicht nur von Studentenprotesten in Paris und Unruhen hierzulande überschattet war – auch wegen der damaligen Schließung der Hochschule für Gestaltung in Ulm, die nach dem 2. Weltkrieg quasi als Versuch politischer Umerziehung als Bauhaus-Reinkarnation etabliert worden war, gab es im Ländle unter Filbinger Unruhe. Zum anderen belegt der Württembergische Kunstverein in akribischer Recherche, dass nicht immer „Bauhaus und Moderne ungebrochen als Synonyme für Fortschritt, Freiheit und Demokratie“ zu betrachten sind und will klären, ob da nicht gar Ambivalenzen „zum Beispiel im Hinblick auf Totalitarismus und Kolonialismus“ feststellbar sind. Eine vielleicht zunächst etwas steile These, die wohl in entsprechender Relation zu sehen und die an den Fakten zu überprüfen ist. Doch die gibt es. Da…