Ingo Arend
5 Minutes Later
KunstWerke, Berlin, 27.1. – 9.3.2008
Manchmal sind fünf Minuten eine zweifelhafte Größe. In der kulinarischen Ästhetik beispielsweise hat die allgemeine Beschleunigung der gesellschaftlichen Verhältnisse die berüchtigte »5-Minuten-Terrine« hervorgebracht. Auch wenn sie als Trashobjekt schon einen gewissen Kultstatus genießt und sich inzwischen sogar in verschiedene Geschmacksrichtungen ausdifferenziert hat: Der schnelle Eintopf bleibt das Symbol ambitionsloser Fast-Food, die eher zum schnellen Abspeisen taugt, denn als Mahlzeit, die wirklich befriedigen würde.
Ganz kann man Assoziationen wie diese nicht abschütteln, wenn man eine Ausstellung betritt, die damit wirbt, Kunstwerke zu versammeln, die allesamt in 5 Minuten hergestellt werden mussten. Ist jetzt auch in der Kunst die Zeit der sorgsamen Komposition vorbei? Gilt jetzt auch hier nur noch der schnelle Aufguss? Fast-Art statt Kunstwerke für die Ewigkeit? Im Hintergrund der von Susanne Pfeiffer, der künstlerischen Leiterin der Kunst Werke, kuratierte, Ausstellung, scheint der Trend zum Instant auf. Doch es ist das überraschende Ergebnis dieser ungewöhnlichen Schau, dass schnell gemacht nicht unbedingt billig heißen muss.
Was auf den ersten Blick wie ein publikumswirksamer PR-Gag wirkt, aktualisiert natürlich Tiefer liegendes. Nämlich einen Grundkonflikt der künstlerischen Arbeit: die Frage nach der Konkretisierung eines geistigen Entwurfs. Was steht höher: Das Unfertige oder die ideale Kunst? Was ist wertvoller Die Idee oder das ausformulierte Werk? Bedingt das eine das andere oder umgekehrt? Wer noch nichts von der Konkurrenz zwischen pittura und disegno, dem legendären Grundsatzstreit der Renaissance gehört hat – dieser Ausstellung gelingt es, ihn sinnlich, unverkrampft und ganz unakademisch in die Gegenwart zurückzuholen.
Es gibt nüchtern konzeptuelle Antworten…