THOMAS WULFFEN
4free
Büro Friedrich, Berlin, 6.10. – 23.12.2001
Zu sehen sind Schweine, digitalisiert, in hochmodernen Ställen mit automatischer Fütterung. Eine darauffolgende Kamerafahrt entfernt sich von den Ställen, um eine Übersicht zu gewinnen: Stall reiht sich an Stall, auf einem Stockwerk. Dem einen Stockwerk folgen andere, bis in der Landschaft ein Art Hochhaus aus Schweineställen steht. Was wie ein Märchen aus der Gegenwart klingt, ist die konkrete Utopie von ,Pig City’, einem Architektur- und Agrarprojekt der holländischen Architekten-Gruppe MVRDV. Mit der ,Pig-City’ soll die Massentierhaltung der Fleischlieferanten zu einer ökologischen Wende hin befördert werden. Die genauen Details der damit verbundenen Probleme und deren Lösungen werden im Video sehr konkret dargestellt.
Der Beitrag läuft im Rahmen der Ausstellung ,4free’ des Büro Friedrich, das damit gleichzeitig die neue Galerienmeile an der Holzmarktstrasse an der Grenze zwischen den Bezirken Mitte und Friedrichshain miteröffnete und den Umzug von der Gipsstrasse beendete. Während die umliegenden Galerien sich mit Personality-Shows profilierten, erinnerte Waling Boers, Direktor des Büro Friedrich und Kurator der Ausstellung, mit seinem Projekt an die 2. Biennale Berlin, die erst die Räume dort der Kunst geöffnet hat. Was damals vermisst wurde, wird mit 4free jetzt nachgeholt und das Video zu ,Pig City’ ist dafür paradigmatisch. Die internationale Kunstausstellung mit 24 Künstler und Künstlerinnen trägt den Untertitel ,art – politics – science & esthetic survival strategies’, wobei das Wort ,esthetic’ wohl ein Amalgam aus ,aesthetic’ und ,ethic’ ist oder schlicht ein Fehler. Die Ausstellung versteht sich jedenfalls als Reaktion auf eine Kritik der zeitgenössischen Kunst, die als zu…