Osnabrück
36. European Media Art Festival
„Trembling Time“
Kunsthalle Osnabrück 19.04.–29.05.2023
von Susanne Düchting
Zum 36. Mal zeigt das European Media Art Festival, das zu den bedeutendsten Foren der internationalen Medienkunst zählt, Produktionen international etablierter sowie neuerer Medienkünstler*innen. Der open call hatte zu der sehr hohen Zahl von rund 3.000 Einreichungen geführt, eine Auswahl ist nun in den verschiedenen Formaten und an verschiedenen Orten zu sehen: Filmprogramm, Talks, Ausstellung und Campus. Bei letzterem werden eigens für das EMAF entwickelte Arbeiten von Studierenden von Hochschulen aus München, Leipzig, Mainz und Osnabrück an verschiedenen Orten gezeigt.
Das EMAF erweist sich wieder als eine wichtige Diskurs-Plattform und ein Laboratorium, wo Einblicke in aktuelle Positionen und ihre historischen Bezüge gegeben werden. Der von den Sektions-kurator*innen klug gewählte, mehrdimensionale Festival-Titel „Trembling Time“ weist auf den nur schwer zu fassenden Charakter von Zeit hin und ruft das Charakteristikum der im Mittelpunkt des Festivals stehenden Gattung, der zeitbasierten Kunstform schlechthin, mit ihren gestalterischen Mitteln für Tempo, Rhythmisierung, Sound auf. Nicht zuletzt klingt die krisenhafte Gegenwart an.
Die Ausstellung in der Kunsthalle mit ihrer gotischen Architektur der ehem. Dominikanerkirche zeigt neun Positionen, kuratiert von Inga Seidler. Die verschiedenen, auch gegensätzlichen und widersprüchlichen Dimensionen, Ebenen und Konzepte von Zeit werden inhaltlich und formalästhetisch ausgelotet sowie deren Wahrnehmungen, Erfahrungen und Deutungen – zwischen objektivmessbar und subjektiv – thematisiert. So zeigt etwa die Multimedia-Installation „In the Belly of the City“ (2022) von Eva van Tongeren die Arbeit eines Paläontologen, wie er einen erst 2004 unter der City von Antwerpen entdeckten Walfriedhof untersucht. Reste urzeitlichen Lebens treffen…
