33 Ballhaus
Narimane Maris
Die Laufbahn von Leo von Klenze (1784–1864) begann 1808 in Kassel. Das dürfte viele überraschen, stehen doch die heute bekanntesten Bauten des Künstler-Architekten in München. In Kassel errichtete von Klenze ein Ballhaus neben dem Schloss Wilhelmshöhe. Auftraggeber war Jérôme Bonaparte, Herrscher des kurzlebigen Königreichs Westphalen. Während der documenta 14 fungiert der prachtvoll bemalte königliche Ballsaal als Aufführungsstätte für Narimane Maris Film „Le fort des fous“ (2017).
Die französische Regisseurin (geb. 1969) setzt sich mit dem Vermächtnis des Kolonialismus auseinander. Dabei untersucht sie insbesondere die frühkolonialen „wissenschaftlichen Expeditionen“ und „Domestizierungsfeldzüge“ unter französischer Führung. Le „Le fort des fous“ handelt von einer Gemeinschaft junger Nomad_innen und Vagabund_innen, die als Antwort auf das imperialistische Herrschaftssystem eine imaginative utopische Gesellschaft bilden. Der Film kombiniert nachgestellte und improvisierte Szenen mit Interviews, in denen Einwohner von Algier, von der Insel Kythira und der Community des Gebäudekomplexes Prosfygika in Athen zu Wort kommen. (SB)