Renate Puvogel
30 Jahre Bruno K.
Galerie van Aken, Köln,
13.6. -30.7.1987
Nicht ohne Grund machte mich der Katalog von BRUNO K., der zum Abschluß seines Schmidt-Rottluff-Stipendiums im Frühjahr erschien, hell-sichtig: betrachtet der Künstler einen Katalog doch als Teil seiner Arbeit, als Art fiktiver Installation. Hier wie dort wird bereits Vorhandenes weitergeführt, ummontiert, mit Anderem, Neuem konfrontiert. Jede Arbeit hat eine Geschichte und wächst über Jahre. Bruno K.’s bevorzugter Blick in die Geschichte, auch der in die eigene, ist immer zugleich offen nach vorne gerichtet. So gründet das Foto-Selbstporträt auf trojanischem Spielzeugpferd in der neuen Arbeit »Victoria Brown« 1981/86 nicht nur auf seinen Erlebnissen in einem Palazzo für pensionierte indische Kolonialherren am Lago Maggiore, sondern steht mit seinen Selbstinszenierungen als »Spanischer Reiter« 1983/84 in Zusammenhang. Paramilitärische Posen und Auftritte in pseudomartialischer Aufmachung auf Holzbock statt Pferderücken, mit Schaufel und Hacke statt Lanze und Speer bewaffnet, manövrieren die Selbstdarstellung in eine schillernde Zone zwischen Parodie, Empörung einerseits und Genuß, Faszination andererseits.
Mehr und mehr reduziert sich die künstlerische Sprache des in Hofheim geborenen 30jährigen Künstlers. Was früher in öffentlichen Aktionen geschah, wird heute im Atelier bei Frankfurt per Kamera festgehalten; ausufernde Installationen seiner individuellen und allgemeinen Mythologien mit Erinnerungsstücken, Fetischen, technischem Gerät und Haushaltsplunder sind heute im Foto vereinzelt konserviert. – In zwei Arbeiten agiert er scheinbar selbst als Rückenfigur mit solchen Maschinenteilen, er relativiert den aufkommenden Erzählfluß zusätzlich dadurch, daß er die Schwarzweißfotos mit monochromen tiefblauen und schwarzen Sametbildern zusammenmontiert. Ihr Stahlrahmen unterstreicht die Plastizität der unterschiedlich dimensionierten Bildteile und hebt die Gratwanderung…