Claudia Herstatt
»3 Räume – 3 Flüsse«
Hann. Münden, 1998 – Oktober 2000
»Ihr wart ins Wasser eingeschrieben«
Historischer Packhof, 10.6. – 25.9.2000
Der Surrealismus lebt: Da steht man an einem sonnigen Tag bei strahlend blauem Himmel unter einem Baum und der weint Hunderte von Tränen. Unablässig kullern ihm Wassertropfen über die satten grünen Blätter, hüllen die Baumkrone in einen zarten, glitzernden Schleier, der in den schönsten Regenbogenfarben glitzert. Das kleine Mirakel hat sich der belgische Künstler Michel François für die Ausstellung “3 Räume – 3 Flüsse” einfallen lassen, die der ehemalige documenta IX-Leiter Jan Hoet in Hann. Münden mit 18 Arbeiten im Freien inszeniert hat.
Wasser bestimmt das Leben der im 12. Jahrhundert gegründeten niedersächsischen Stadt. Die besondere Lage zwischen Fulda und Werra und ihrem Ineinanderfließen in die Weser brachte ihr Wohlstand durch Handel. Das Schloss und rund 700 liebevoll instand gehaltenen Fachwerkhäuser künden noch heute davon. Wo man in der Dreiflüsse-Kleinstadtidylle geht und steht, rauscht und plätschert, gluckert und sprudelt es unter Brücken, an Ufern, Wehren und Schleusen.
So lag es für den Ausstellungsmacher nahe, Wasser dort zum Thema künstlerischer Auseinandersetzung zu machen. Und für die Dauer der Schau fließt das Wasser nicht nur reichlich in den Flussbetten, sondern ergießt sich auf Videoschirmen, pulsiert in alchimistischen Apparaten; es wird poetisch in Worte gekleidet und als ökologisch-einwandfreie Antriebsquelle für einen nachts leuchtenden Miniatur-Wasserturm (“Pof Nr. 83”, Fabrice Hybert) genutzt.
Ergänzt wird die in drei Etappen zwischen 1998 bis 2000 erarbeitete Freiluft-Ausstellung durch die sich auf das Goethe-Zitat “Ihr wart ins Wasser eingeschrieben” berufene Innen-Schau im…