3. Falsche Koexistenz –
Fiktives Modell und was Sonst Noch?
Gegenüber den abstrakten Konstruktionen nehmen die fiktiven Modelle und deren spielerischer Umgang mit den architektonischen oder mobilen Versatzstücken der gegenständlichen Welt eher unter phänomenologischen Gesichtspunkten eine gesonderte Position ein. Gemeinsam ist beiden Bereichen die Projektion sozialer Fiktionen, imaginärer gesellschaftlicher Modelle, für die mentale Empfindungen von raumzeitlicher Interaktion mehr bedeuten als praktische Einlösbarkeit. Ohne falsche Gemeinsamkeiten behaupten zu wollen, läßt sich bei der Betrachtung der Arbeiten von Klaus Jung, Christian Kohl, Axel Lieber, Wasa Marjanovs doch die Bedeutung eines irritierenden Zusammenwirkens von fiktivem Historismus und anarchisch spielerischer Montage des scheinbar reproduzierend zitierten Fundstücks zu ebenso verklärt wie ironisch anmutenden Metaphern sozialer Energien zwischen hohler Repräsentation und sinnhafter Entfaltung als verbindendes Erlebnismoment behaupten. Die Differenzen liegen auf der Hand. Wo Liebers Skulpturen die Ursprünglichkeit, die Kindlichkeit des Konstrukteurs in der Wahl der unstabilen Stoffe und der sie akzentuierenden Fragilität der Statik unterstreichen, wo er im architektonischen Stück die Überzeitlichkeit, die Archaik des Gestaltens unterstreicht, da spielen Jung, Marjanov und Kohl mit der stilisierten, perfektionierten Repräsentativität des Architektonischen, mit der modellhaften Replik des schon Gestalteten und destabilisieren deren Ordnung durch die absurde Montage, die Stilisierung des aus der bekannten Ordnung gebrachten Gegenstands. Im historischen Zauber einer Brücke, eines Thrones, einer Säule, einer Treppe – sie alle doch mehr als nur nützliche Dinge – lauert der Widersinn der hohlen Repräsentation. Die Monumentalität nicht minder als die Unstabilität liefern die unkritische Erinnerung der Lächerlichkeit aus und helfen dem Banalen, dem so nie tauglichen Modell zur Erhabenheit,…