3.3. Vergleichende Darstellungsanalyse
Die konzeptuellste Methode im Bereich der direkten (straight) Fotografie ist die vergleichende Darstellung. Einige Fotografen steigern sie sogar bis zur Wirklichkeitsanalyse. Diese Methode verschaffte dem fotografischen Medium auch die wachsende Beachtung im Kunstbetrieb. Eine Brücke hat die Conceptual Art geschlagen, eine künstlerische Strategie, die ihr hauptsächliches Augenmerk auf das Konzept, die konzeptionelle Grundlage einer künstlerischen Arbeit legt und die Realisierung als sekundäre Frage erachtet. Doch die vergleichende fotografische Darstellung ist ein altes Mittel der Fotografie; es ist aber in seiner Brisanz, seinem Ausgriff und in seiner Bandbreite erst in jüngster Zeit erkannt worden. Wie Fotoreportage und systematische fotografische Bestandsaufnahme besteht die vergleichende Darstellung aus einer Serie zwingend aufeinanderbezogener Fotografien. Im Unterschied zu diesen besitzt hier jede einzelne fotografische Aufnahme das gleiche Gewicht und behauptet im strukturellen Verband die gleiche Position wie die übrigen. Das inhaltliche Gewicht eines jeden Bildes innerhalb der fotografischen Reihe definiert sich freilich nicht aus dem Thema, das ihr Autor beackert, sondern aus der spezifischen Methode des fotografischen Vorgehens. Der vergleichenden Darstellung fehlt ebenso jegliches erzählende Moment. Sie schlüsselt vielmehr den Gegenstand, der zur Vergegenwärtigung ansteht, regelrecht auf, unterwirft ihn quasi einer von außen herangetragenen Versuchsanordnung. Das bedeutet anderseits, daß sämtliche Bildbeispiele einer vergleichenden Darstellung einem nahezu identischen formalen Reglement gehorchen. Das heißt konkret: Die Position der Kamera, der Ausschnitt und die Beleuchtung des Bildes sowie sein perspektivischer Zuschnitt verändern sich, wenn überhaupt, lediglich minimal. Die vergleichende fotografische Darstellung kommt den methodischen Verfahrensweisen der exakten Wissenschaften am nächsten. Wenn Hilla und Bernd Becher die Architektur…