29 Torwache
Oskar Hansen Edi Hila Ibrahim Mahama Annie Vigier & Franck Apertet (les gens d’Uterpan) Lois Weinberger
1805 entworfen, aber aufgrund der Napoleonischen Kriege und Invasionen abgebrochen, sind die beiden Torwachen am Brüder-Grimm-Platz heute nur ein Relikt des ehemaligen palastartigen Bauprogramms. Im 19. Jahrhundert lebten die Brüder Grimm einige Zeit in dem nördlichen Gebäude der Toranlage, später zog in ein Gebäude die Sammlung des Kupferstichkabinetts, aktuell befindet sich in einem Tor die Sammlung des Kunsthandwerks, das andere gehört zum Hessischen Verwaltungsgerichtshof. Jetzt sind beide mit dicken Jutesäcken verhängt. Der 1987 in Ghana geborene Ibrahim Mahama hatte die Säcke in Athen auf dem Syntagma-Platz in einer öffentlichen Performance zusammennähen lassen. „Check Point Prosfygika 1934–2034. 2016–2017“ nannte er seine performative Intervention, mit der er in Athen die lange Tradition des politischen Engagements auf dem Platz unterhalb des griechischen Parlaments aufgriff. Hergestellt in Asien, verpackt in Afrika, sind diese Kaffeesäcke bereits rund um den Globus gereist. In Kassel kommen sie als gewaltige Tücher jetzt zum Einsatz, verdecken die Gebäude gänzlich, liegen wie eine braune, tätowierte Haut über den Toren in Kassel, erinnern an ein Anderssein, lassen Erzählungen von Besitz und Enteignung, von Migration, aber auch Sklavenarbeit und globalem Handel imaginieren – und beeinflussen nachhaltig das Leben der hier Arbeitenden. Denn im nördlichen Tor müssen die Mitarbeiter des Verwaltungsgerichts die 100 Tage der documenta in verdunkelten Räumen sitzen.
Im Ausstellungsraum des südlichen Tors sind Werke von vier Künstlern untergebracht. Hier…