Boris Nieslony
25 Jahre Black Market International
Ein Gespräch mit Jürgen Raap
1985 koordinierte Boris Nieslony zusammen mit Jürgen Fritz und Norbert Klassen eine erste Tournee von Performern, aus der sich dann anschließend 1986 das Projekt „Black Market International“ (BMI) entwickelte. In den Solo-Auftritten seiner Kollegen hatte Nieslony eine ähnliche Haltung gespürt wie in seinen eigenen künstlerischen und kunsttheoretischen Ansätzen. Zu „Black Market International“ stießen in dieser Gründungsphase noch Jacques van Poppel aus den Niederlanden sowie Zygmunt Piotrowski und Zbigniew Warpechowski aus Polen. 1986 lud Zygmunt Piotrowski andere Künstler zur „Aufmerksamkeitsschule“ ein, an der auch Jürgen Fritz, Tomas Ruller und Boris Nieslony teilnahmen. Wie sich Black Market International in dieser Anfangszeit weiter gestalten würde, lag für die Beteiligten zu jenem Zeitpunkt völlig in der Schwebe. Eine organisatorische Struktur mit fester Mitgliedschaft hat „Black Market International“ jedenfalls von Anfang an vermieden. Heute umfasst das „Ensemble“ rund 12 Performer, Schauspieler, Regisseure, Musiker und Intermedia-Künstler aus neun Ländern, die gemeinsam weltweit auf Tour gehen. Die Jubiläumstour zum 25jährigen Bestehen begann 2010 in Indonesien und Singapore und endete im Februar 2011 in Glasgow und Aberdeen.
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Jürgen Raap: In den 1980er Jahren organisierte Kazimierz Grochmalski in Poznan/Polen Theater- und Performance-Festivals. Eingeladen waren Performer aus verschiedenen europäischen Ländern. Auch wir beide nahmen daran teil, und wir bekamen dort ganz deutlich eine sehr eigenartige Zeitstimmung zu spüren, kurz vor der politischen Wende mit dem Zusammenbruch des Ostblock-Systems. Die Ökonomie funktionierte eigentlich nur noch über die Schattenwirtschaft des Schwarzmarkts, und die Leute dort entwickelten ein Höchstmaß an Kreativität und Pfiffigkeit, um…