22 Walter-Lübcke-Brücke
Black Quantum Futurism; Nhà Sàn Collective (NSC)
Eine Drehbühne mitten im Wasser sorgt für Verwunderung bei Passant*innen. Handelt es sich hier um eine Sonnenuhr? Was hat es mit den in unterschiedlichen Abständen zur Wasseroberfläche schwebenden, zifferblattartig bedruckten Plattformen auf sich, die sich in der Clepsydra-Bühne (2022) übereinander schieben? In der Antike wurde als „Clepsydra“ eine Vorrichtung bezeichnet, die ein Wasserstrahl wie ein Duschkopf in mehrere kleine Strahlen bricht und ähnlich einer Sanduhr zum Begrenzen von Redezeiten benutzt wurde. Heute sind vergleichbare Ventile, „Wasserdiebe“, zur Aufsplittung von Wasserleitungen, etwa bei Löscharbeiten, im Einsatz. Heruntergebrochen lautet das Prinzip einer modernen Wasseruhr: Je mehr Wasser, desto schnelleres Fließen, desto raschere Umdrehungen des Zählers. Auch die bewegungssensible Skulptur von Black Quantum Futurism [01] reagiert auf Strömungsdynamik, „misst“ jedoch vor allem Begegnungen als Ressourcen, indem die „Uhr“ als Bühne dient und damit weniger ein Instrument zum Ablesen als vielmehr einen Möglichkeitsraum darstellt. Auch die Assoziation zu einem Glücksrad – das jedoch in die Horizontale gekippt aktiv bespielt werden kann und damit, wie der „Wasserdieb“, der Verteilung fluider Energien dient – liegt daher nicht fern. Die Bühne wird während der Documenta durch verschiedene Konzerte aktiviert. So trat Black Quantum Futurism anlässlich des „Juneteenth”, des Schwarzen Emancipation Day am 19. Juni in Erinnerung an die Sklavenbefreiung, mit der Band Irreversible Entanglements auf, die Jazz, Black Music und afrofuturistische Einflüsse verbinden. (EW)
Die Riedgrasmatte auf der Walter-Lübcke-Brücke…