Noemi Smolik
2004 / Taipei Biennal
23.10.2004 – 23.1.2005
Bereits zum vierten Mal findet in Taipeh, der Hauptstadt von Taiwan, eine Biennale zeitgenössischer Kunst statt, die in Europa kaum zur Kenntnis genommen wird. So haben sogar die meisten Anfang Dezember zum Weltkongress der Kunstkritik nach Taipeh angereisten westlichen Kunstkritiker erst an Ort und Stelle von dieser Biennale erfahren. Dabei lässt sich das, was im Museum of Fine Art die beiden Kuratorinnen, die Belgierin Barbara Vanderlinden und die Taiwanerin Amy Huei-Hua Cheng an aktueller Kunst von mehr als vierzig Künstlern und Künstlerinnen zusammengetragen haben, durchaus mit europäischen Biennalen vergleichen. Ja, was das Konzept und die Qualität der ausgesuchten Arbeiten betrifft, ist die Taipeh Biennale eindeutig besser, da überzeugender als die letzte Biennale in Berlin.
Glaubst Du an die Realität? ist der Titel wie auch das Motto der Biennale. Klar, wer glaubt nicht an die Realität- aber an welche? Nachdem der bisherige Modus, der die Realität als ein Sozialisationsprozess von gemeinsamen Erfahrungen in Abgrenzung zu anderen Erfahrungen versteht, durch das medial bedingte Zusammenrücken verschiedener kultureller, religiöser und ethnischer Lebensformen, genannt Globalisierung, zunehmend außer Kraft gesetzt hat, gibt es eben viele Wirklichkeiten. Tatsächlich ist auch das Thema verschiedener Wirklichkeiten und die Schwierigkeit, diese miteinander in Anklang zu bringen, ein Faden, der sich durch die meisten Arbeiten der Künstler aus dem asiatischen Raum zieht. Es ist auch das häufigste Thema der Videos junger Taiwanesische Künstler, die in der Eingangshalle zur Biennale als Einstimmung gezeigt werden. Am eindeutigsten vielleicht in der Arbeit von Ma Yao Bi Hou mit…