Johannes Stahl
200 minus 1
Shakespeare-Haus (Berrenrather Str. 184-192) 14.10.-16.11.1988
Leerstehende Räume in Großstädten sind nicht nur ein Problem des Wohnungsmarktes oder der Denkmalpflege: Auch Künstler nehmen sehr genau wahr, wo sich neue Räume bieten. Das gilt besonders für Köln, wo die Räume der ehemaligen Stollwerkfabrik und der radikale Umgang der Stadt mit diesem auch von Künstlern getragenen Aufstand nicht so leicht zu vergessen ist: Die jetzige brave Besiedlung des ehemals höchst vitalen Terrains führt das Problem wünschenswert deutlich vor Augen.
Die Räume der ehemaligen Firma Shakespeare (Anglerbedarf) werden allerdings von den Künstlern nur “zwischengenutzt”, als Besitzer sponsert eine Immobilienfirma die Ausstellung durch Bereitstellung der Räume für einen Monat. Auch das vom Kölner Adem Yilmaz entworfene Konzept der Ausstellung spiegelt die andere Situation wider: Die Fabrikhallen wurden zu einzelnen würfelförmigen Räumen aufgeteilt, Rahmenthema – wie der Titel 200 minus l andeutet – ist die Erinnerung an die sich 1989 zum zweihundertsten Mal jährende französische Revolution und ihre Werte Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit.
Vierzehn Künstler haben je einen Raum in höchst verschiedener Weise für eine Installation genutzt. Unter ihnen befinden sich bekannte Kölner wie Bernhard Johannes Blume, Michael Buthe und Sigmar Polke, deren Arbeiten viel Engagement für das Projekt anzumerken ist – die ehemalige Fabrik bot offensichtlich reichlich Gelegenheit zu fruchtbarer Auseinandersetzung mit der neuentstandenen Ausstellungssituation.
Unterschiedliche Haltungen lassen sich schon in den ersten Kabinen erkennen: Während Magdalena Jetelowas Skulptur den Raum geradezu sprengt und das vorhandene Fenster durch ein Großdia ersetzt, inszeniert Adern Yilmaz gerade in der Bezugnahme auf das vorgefundene große Fenster seine Wirkung. Der…