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Titel: documenta 14 - Rundgang · von Susanne Boecker · S. 294 - 295
Titel: documenta 14 - Rundgang , 2017

20 Westpavillon (Orangerie)

Romuald Karmakar

Die von Karl I., Landgraf von Hessen-Kassel, zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute Orangerie wurde im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört. Erst 1976 wurde mit Restaurierungsarbeiten begonnen. Die komplett wiederhergestellte Orangerie wurde 1992 als Astronomisch-Physikalisches Kabinett mit Planetarium wiedereröffnet und bildet heute wieder den architektonischen Abschluss der Karlsaue. Die documenta 14 nutzt lediglich den Westpavillon des barocken Gebäudes. Der Filmregisseur und Drehbuchautor Romuald Karmakar (geb. 1965) zeigt hier zwei Werke, die er speziell für die Ausstellung entwickelt hat.

An der West-Fassade des Gebäudes hängt die LED-Installation „Die Entstehung des Westens: Von den Anfängen in der Antike bis zum Fall von Konstantinopel“. Auf einem schmalen Band erscheinen wie in einem Nachrichtenticker Meldungen über die Kreuzzüge, die Belagerung Jerusalems oder die Eroberung von Konstantinopel, der Hauptstadt des byzantinischen Reiches, durch die Ottomanen im Jahr 1453.

Im Innenraum der Orangerie ist Karmakars Video „Byzantion“ zu sehen. Mönche singen den Marien-Hymnus „Agni Parthene“. Der in nahezu allen orthodoxen Kirchen verbreitete Hymnus wurde von einem orthodoxen Heiligen des 19. Jahrhunderts, verfasst. Im Laufe der Jahrzehnte wurde „Agni Parthene“ in viele Sprachen übersetzt. Dabei wurde die ursprünglich byzantinische Originalmelodie an die jeweils übliche Tradition des Kirchengesangs angepasst.

Karmakar hat eine griechische und eine kirchenslawische Version gefilmt. Die griechische Version wurde in der Kirche „Ieros Naos Analipseos tou Kyriu“ in Athen gesungen. Die kirchenslawische Version sangen Mönche des Walaam Klosters in der Republik Karelien im Nordwesten Russlands. (SB)

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