Friedemann Malsch
2. Videonale Bonn
Im Katalog gibt Wulf Herzogenrath in seinem Statement auf die Frage nach Enttäuschungen und Hoffnungen der Videokunst folgende Antwort: »Der Videoclip und sein Einfluß auf das Sehen von Videokunst und das Verwalten von Fernsehkultur!«. Aha! Aber – läßt die in der Antwort beschriebene Situation hoffen oder enttäuscht der Videokunst entsagen? Herzogenraths Äußerung ist zweideutig oder auch unentschieden. Dennoch beschreibt er eine richtige Situation, wenn auch am falschen Platz. In der Tat hat die Videokunst in den letzten Jahren entscheidende Veränderungen ihrer Ehtik und Ästhetik durchgemacht. Der Umbruch ist so tiefgreifend, daß er jene Vermittler verunsichert, die bisher zu den Vorkämpfern für Videokunst gehörten.
Andererseits hat sich das Selbstbewußtsein der Videokünstler gewandelt. Das lärmende Klagen vergangener Jahre über teils bewußtes Vermeiden einer Auseinandersetzung mit dem Medium ist einem in sich selbst verankerten Selbstbewußtsein von Spezialisten gewichen, das man mit einem Bildtitel des Malers F. Paul Grunert charakterisieren könnte: »Bild, damit die Schmeißfliegen beim fernsehen nicht vor Langeweile einschlafen«. Da nämlich Fliegen und Libellen mit der 200fachen Geschwindigkeit des menschlichen Auges sehen, erscheint ihnen alles Geschehen in extremer Zeitlupe. Sie benötigen zur Aufrechterhaltung ihres Adrenalinspiegels unerhört beschleunigte Ereignisse. Die Spezialisten für eine derartige Gestaltung sind die Künstler des elektronischen Zeitalters.
Der Generationswechsel in der Videokunst ist auf der diesjährigen Videonale so deutlich geworden wie noch nie.
Dieses »Internationale Festival und Wettbewerb für Kunstvideos« in Bonn ist nach wie vor das einzige seiner Art in der BRD. Es bietet die Möglichkeit zu breiter Information über das weltweite Videogeschehen. Hatte die erste Ausgabe…