2. Biennale von Bonifacio
Roma Amor, der Untergang der Imperien
Bonifacio, Korsika 10.05.–02.11.2024
von Heinz-Norbert Jocks
Seit Jahren steigt die Anzahl der Biennalen weltweit beständig, so inflationär, dass man sich fragt, ob ihre wundersame Vermehrung überhaupt noch einen Sinn ergibt. Vor dem Hintergrund dieser Frage nach dem, was eine solche Großausstellung bewirken, was sie leisten, welchen kulturellen, sozialen und politischen Mehrwert sie für eine Region generieren und worin ihre spezielle Bedeutung für diese und über diese hinaus liegen kann, überzeugt die Biennale von Bonifacio mit dem Titel Roma Amor, der Untergang der Imperien aufgrund ihres ganz anderen Selbstverständnis. Ihre konzeptionelle Ausrichtung setzt sich deutlich von der Biennale in Lyon, die im Oktober dieses Jahres zum siebzehnten Mal eröffnet wird, schon dadurch ab, dass sie nicht nur von der korsischen Geschichte ausgeht, um ihr und der Kultur mehr Sichtbarkeit zu verleihen, sondern auch dadurch, dass sie über diese weit hinaus in die Ferne blickt. Eine geschichtserhellende Brücke zwischen dem Lokalen und dem Globalen schlagend, bringt sie internationale mit korsischen Künstler*innen zu nachhaltigen Dialogen zusammen, ohne das Sinnliche über das Konzeptionelle zu vergessen. Das Nachdenken macht hier wirklich Laune.
Ja, diese sehr junge, sich über mehrere Orte der Oberstadt, hoch oben auf der genuesischen Zitadelle erstreckende Biennale, die erst gar nicht intendiert, mit anderen zu konkurrieren, hat ihre ganz eigene Agenda. Weitreichende Ideen verfolgend, stellt sie in vielerlei Hinsicht eine Mega-Überraschung dar. Nicht nur, weil sie ihren Stand im Abseits der internationalen Kunstwelt festigt, wo zeitgenössische Kunst eine Ausnahme zu bilden scheint, sondern auch, weil sie…