Thomas W. Kuhn
1969
P.S.1, New York, 25.10.2009 – 5.4.2010
Vielleicht ist es der Wirtschaftskrise zu verdanken, dass sich das Museum of Modern Art am Ort seiner Zweigstelle in Long Island City in Queens seiner eigenen Sammlung besann, anstatt kostenaufwändige Leihgaben aus Fremdbesitz zu organisieren. Schließlich ist der US-amerikanische Kultursektor ungleich stärker von Zuwendungen aus der Wirtschaft abhängig als das in den meisten europäischen Ländern der Fall ist, mit entsprechenden Einschnitten in die Ausstellungsetats seit Beginn der Immobilien- und Finanzkrise. Und während das Mutterhaus in Manhattan publikumswirksam auf eine Ausstellung mit Arbeiten des durchaus originellen US-Regisseurs Tim Burton setzte, wohl auch auf die Besucher seines neuesten Films „Alice in Wonderland“ schielend, der zeitlich so ungemein passend im März in die Kinos kam, widmete sich die Ausstellung östlich des East Rivers dem Jahr 1969.
Verkauft wurde die Ausstellung mit ein wenig Zahlenmystik: 1969 feierte das MoMA sein 40jähriges Bestehen und 40 Jahre später wurde diese Ausstellung eröffnet. Zudem erkannte man das Jahr 1969 als eines in einer gesellschaftlich und kulturell turbulenten Zeit, schraubte aber gleich alle Erwartungen an eine Darstellung dieser Epoche zwischen Studentenprotesten und Vietnamkrieg zurück und wollte am Ende nur die Werke mit Bezug zum Jahr aus der Sammlung des MoMA im P.S.1 neu zu interpretieren. Bei dieser Anspruchslosigkeit des Konzepts konnte eigentlich nichts mehr schief gehen und tat es doch. Obwohl man bewusst die charakteristische raue Innenarchitektur des historistischen Schulgebäudes nutzen wollte, um die Werke jenseits des White Cube in Manhattan zu zeigen, versagte man beim Dialog zwischen Werk und Architektur,…