17. Lyon Biennale
Les voix des fleuves. Crossing the water
21.09.24 – 05.01.2025
von Heinz-Norbert Jocks
Die letzte und erste Lyon Biennale nach der Pandemie, die von Sam Bardaouil und Till Fellrath, den umtriebigen Direktoren des Hamburger Bahnhofs in Berlin, meisterhaft und mit Stringenz entlang ihres Themas entwickelt wurde, war ein kleines Wunder, zudem eine Überraschung der besonderen Art. Sie hat sich tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Nicht nur, weil man es zuvor für unvorstellbar hielt, dass ein solches Event der unmittelbaren Begegnung zwischen Menschen in der Form überhaupt wieder möglich sein würde, sondern auch, weil die Biennale, passend zu der kollektiven Erfahrung der ganzen Menschheit, ein so profundes wie breitgefächertes Manifest der Fragilität, so ihr Titel, konzipierte, es konsequent in Szene setzte und damit auf die neuen Bedingungen des menschlichen Daseins, auf die Conditio Humana reagierte. Da wurde der im Bann der Pandemie erwachte Zustand der Zerbrechlichkeit angesichts der fatalen Umbrüche und gravierenden Verschiebungen in der Welt in Augenschein genommen und als Tool und Möglichkeit des Widerstands gegen Ausgrenzung, Prekarität und induzierende Vorstellungen von Migration, Resilienz und Ökologie erörtert.
Wie immer, wenn eine Ausstellung so gelingt und nachklingt, steigert dies die Erwartung auf die kommende bis ins Unermessliche. Wie wird sie sich von ihrem Vorgänger abgrenzen? Wo setzt sie ihre Prioritäten? Was für essenzielle Fragen wirft sie auf? Welche Richtung schlägt sie ein? Nimmt sie Bezug auf die gemischten Erfahrungen der uns in Schach haltenden Jetztzeit? Und wenn ja, auf welche Weise? Ist sie utopisch oder dystopisch in Hinsicht auf den von Krisen gebeuteten…