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Biennalen: Istanbul · von Ingo Arend · S. 294 - 301
Biennalen: Istanbul ,

16. Istanbul Biennale

The Seventh Continent
Istanbul 14.09.– 10.11.2019

von Ingo Arend

Zero Waste. So nennt sich das jüngste Programm der türkischen Regierung zur Reduktion nichtrecyclebaren Abfalls, das spätestens Mitte 2020 umgesetzt sein soll. Um das Ziel zu erreichen, dürfte es freilich nicht reichen, dass seit 1. Januar 2019 in türkischen Supermärkten keine kostenlosen Plastiktüten mehr verteilt werden dürfen. Mit jährlich 144 Tonnen steht das Land an der Spitze der Mittelmeeranrainer, die ihren Plastikabfall im Mittelmeer entsorgen. Urlauber an der kilikischen Ägäis-Küste in der Südost-Türkei kennen das Problem. Gut 31 Kilogramm Plastikmüll kommen dort auf einen Quadratkilometer Boden.

Schon diese Zahlen belegen, wie plausibel die Idee war, eine Kunst-Biennale zu veranstalten, die dieses Problem ästhetisch aufgreift. „The Seventh Continent“ hat Nicolas Bourriaud als Motto der 16. Istanbul-Biennale gewählt, zu deren Kurator er im Frühjahr 2018 berufen worden war. Das klingt wie der Titel eines Science-Fiction-Thrillers, ist aber monströse Realität. Mit der Formel wird nämlich der 3,4 Millionen Quadratkilometer große „Kontinent“ aus Plastikabfall in den Weltmeeren bezeichnet, der sich im Pazifischen Ozean zusammengeballt hat, eine Fläche, viereinhalbmal so groß wie die Türkei.

Mit dem Motto ruft Bourriaud ein sehr konkretes Problem auf. Seltsam nur, dass dieser sagenhafte Kontinent gerade mal bei zwei der 220 Arbeiten von 56 internationalen Künstler *innen vorkommt, die der Kurator an den Bosporus eingeladen hat. Das Feral Atlas Collective beispielsweise, eine übernationale, webbasierte Gruppe aus Künstler *innen, Natur- und Geisteswissenschaftler *innen für „environmental storytelling“, dokumentiert in seinem Biennale-Beitrag in einer Art szenischen Versuchsanordnung mit Dokumentarvideos und Zeichnungen die ungeplanten Effekte großer Infrastrukturprojekte:…

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