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Biennalen · von Annekathrin Kohout · S. 310 - 313
Biennalen ,

15. Gwangju-Biennale

Pansori – A Soundscape of the 21st Century
07.09.–01.12.2024

von Annekathrin Kohout

„Gwangju war für mich zu einem Synonym geworden“, schrieb Han Kang, eine der renommiertesten Schriftstellerinnen Koreas, in ihrem Roman Menschenwerk. Einem Synonym „für alles, was der Staat sich gewaltsam aneignete, zerstörte oder missbrauchte.“ Die Übergriffe seien nicht verstummt, schreibt sie, und es habe seither unzählige Gwangjus gegeben, die niedergeschlagen wurden und dennoch wie ein Phönix aus der Asche wiederauferstanden. Nicht zufällig ist die größte und bedeutendste Biennale Ostasiens in dieser Stadt verortet, die im Südwesten Koreas liegt und Schauplatz des tragischen Gwangju-Aufstands im Mai 1980 war. Damals erhoben sich tausende Bürger*innen und Studierende gegen die Militärdiktatur, doch die Proteste wurden mit brutaler Gewalt niedergeschlagen, was Hunderte das Leben kostete. Auch wenn die Bewegung kurzfristig scheiterte, blieb Gwangju eine Quelle der Inspiration für zukünftige Pro-Demo-kratie-Bewegungen in Südkorea – und symbolisiert bis heute die Unbeugsamkeit und die Solidarität der Bevölkerung.

In diesem historischen Kontext feiert die Gwangju Biennale dieses Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Die Erwartungen sind hoch, und es ist an Nicolas Bourriaud, dem französischen Kurator und Mitbegründer der Relationalen Ästhetik, diese zu erfüllen. Seine Gedanken über eine Kunstpraxis, die nicht nur auf das Werk als abgeschlossenes Objekt fokussiert ist, sondern auf die zwischenmenschlichen Interaktionen, die durch das Kunstwerk ermöglicht werden, wurden in den vergangenen Jahrzehnten zu Leitprinzipien vieler Biennalen. Auch in Gwangju soll Kunst nicht nur passiv betrachtet werden, sondern einen kollektiven Erfahrungsraum eröffnen. Anstatt jedoch einzelne partizipative Werke hervorzuheben, konzipiert er die gesamte Ausstellung als eine Art „begehbare Oper“ –…

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