14 Zwehrenturm
Daniel Knorr
Aus dem Zwehrenturm, der bautechnisch in das Museum Fridericinaum integriert ist, steigt schon seit Wochen weißer Rauch auf. Das ehemalige Stadttor wurde 1330 im gotischen Stil erbaut, diente bis ins 17. Jahrhundert als Gefängnis für Häftlinge aus dem Umfeld des hessischen Hofs und ist eines der wenigen erhaltenen mittelalterlichen Bauwerke der Stadt. Seit Beginn der documenta in Athen lässt der 1968 in Bukarest geborene Daniel Knorr hier jeden Tag ab 10 Uhr weiße Wolken aus fünf Rauchmaschinen in den Himmel aufsteigen. Zur Finanzierung des Rauchs produzierte Knorr im Innenhof des Odeion in Athen 1100 Künstlerbücher, die er für 80 Euro vekaufte. Zwischen den weißen Seiten hatte er platt gepressten Müll und Schrott gelegt, den er auf den Straßen Athens fand. Der Kassler Rauch erinnert an die Papstwahlen, bei denen bei erfolgter Entscheidung weißer Rauch aufsteht, an Rauch als Kommunikationsmittel, an Bücherverbrennung und Vernichtungslager könne man auch denken, wird Knorr von der HNA zitiert – und manche Bürger Kassels erinnerte es auch an Feuer, denn sie riefen Anfangs die Feuerwehr an. Knorr selbst fasste sein Werk humorvoll in einem kurzen Kommentar in der ARD-Sendung TTT zusammen: „Kunst muss qualmen, ganz laut qualmen“. (SBV)