Christian Huther
13 nach Memphis
»Design zwischen Askese und Sinnlichkeit«
Museum für Kunsthandwerk, Frankfurt, 15.2. – 14.5.1995
Alte Formen wurden geplündert und neue entdeckt, edle mit billigen Materialien gemixt, Design-Klassiker mit Kaufhaus-Kitsch kombiniert. Damit war das Funktionalismus-Dogma rasch überholt. Heute herrscht Stilpluralismus, eine Ästhetik der Collage. Vieles verdankt man der legendären, italienischen “Memphis”-Gruppe um Ettore Sottsass, die zwischen 1981 und 1988 jegliche Normen sprengte und in manchen Dingen den “wilden” Malerkollegen ähnelte.
Volker Fischer, der vom Architekturmuseum übergewechselte, neue Design-Kustos an Frankfurts Museum für Kunsthandwerk, vergleicht den “Memphis”-Einfluß gar mit dem des Bauhauses. Zusammen mit dem Architekten und Theoretiker Volker Albus richtete Fischer eine Schau ein, die Rückblick und Bestandsaufnahme ist. “13 nach Memphis. Design zwischen Askese und Sinnlichkeit”, so der Titel, stellt 13 Designer und Designgruppen vor, die vom stillosen, vor gut 13 Jahren gegründeten “Memphis”-Stil geprägt wurden oder sich davon abwandten. Während man in Darmstadt zu den Wurzeln zurückgeht und die um die Mitte des letzten Jahrhunderts in England entstandene und vom Jugendstil bis zum Bauhaus nachwirkende Bewegung “Arts and Crafts” würdigt, blickt man in Frankfurt auf die vorderste Speerspitze.
Vor dem Hintergrund der Schausammlung wandelt man über vier Museumsetagen regelrecht auf den Spuren des “Memphis”-Gründers Sottsass. Denn der 78jährige, zum “Avantgarde-Opa” erklärte Italiener entwarf einen grau-schwarzen Rasterteppich, der von einem Hersteller für die Schau spendiert wurde. Doch das Idol des frechen Designzitates bekommt auch beim symbolischen Treten mit den Füßen keinen Kratzer ab. Die Schau stellt nämlich 13 Individualisten mit rund 400 einfarbigen oder grellbunten Möbeln, Glas, Besteck, Porzellan und Entwürfen…