Renate Puvogel
12 Rooms
»Life Art/Group Show«
Folkwang Museum, Essen,17.8. – 26.8.2012
Es ist nur konsequent, dass Heiner Goebbels für die drei Jahre seiner Intendanz der Ruhrtriennale das Essener Folkwang Museum zur Mitwirkung eingeladen hat. Denn es ist dem erfahrenen Theatermacher explizit daran gelegen, ein interdisziplinäres Programm auf die Beine zu stellen, in dem sich die Sparten Theater, Musik, Tanz, Literatur und Bildende Kunst gegenseitig ergänzen und bereichern. Durch das freie Zusammenspiel entsteht eine neue Form von Theater, ein Theater, das nicht beschreibt, nicht belehrt und nicht auf eine andere Realität verweist, das vielmehr eine eigene Realität besitzt. In diesem Sinne ist die Ausstellung „12 Rooms“ bestens gewählt, konfrontiert doch diese „Life Art“ den Besucher unmittelbar mit lebenden Skulpturen. In jedem der 12 im Neubau geschaffenen, geschlossenen Räume findet der Betrachter eine außergewöhnliche Situation vor; ins Leben gerufen, vorgetragen und dargestellt von einem oder mehreren Performern, wurden diese Akteure ihrerseits von 12 Künstlern und Künstlerinnen instruiert, die das jeweilige Werk choreographiert, inszeniert und schließlich auf sie übertragen haben.
Mitten in einem der leeren Räume steht ein feingliedriges Mädchen; sie stellt sich als die bekannte Manga-Figur Ann Lee vor und erzählt mit leiser Stimme ihre eigene Geschichte, etwa wie die Rechte von einer japanischen Verwertungsgesellschaft an die Kunst verkauft wurden, und sinniert leicht abwesend über ihre unsichere Rolle als Individuum innerhalb von Kunst und Gesellschaft. Gelegentlich stellt sie dem Besucher eine rhetorischen Frage, auf deren Antwort sie nur etwa mit „nice to meet you“ reagiert. Diese Arbeit des Tänzers Tino Sehgal von 2011…