Justin Hoffmann
100 Umkleidekabinen
»Ein ambulantes Kunstprojekt«
Bad zur Sonne, Graz, 1.10. – 16.10.1994
Die Besonderheit dieser Ausstellung liegt in der Besonderheit des Ortes, in der einer noch jungen Ruine. Das “Bad zur Sonne” wurde erst vor wenigen Jahren geschlossen. Das Gebäude liegt im Zentrum von Graz und trägt seinen Namen zu recht. Handelt es sich bei diesem mehrstöckigen Gebäude doch nicht, wie die Fassade vermuten läßt, um ein Hallen-, sondern Freibad. Das große Schwimmbecken ist nicht überdacht, das oberste Stockwerk zu Terrassen zum Sonnen ausgebaut. Das Becken selbst ist über mehrere Etagen von nostalgisch wirkenden Holzlaubengängen umringt. Diese führen zu den zahlreichen äußeren Umkleidekabinen. Der “steirische herbst ’94” gebot für zwei Wochen ihrer weiteren Verrottung Einhalt – Künstler hatten sich ihrer bemächtigt. Da alle Umkleidekabinen von gleicher Größe sind, standen jedem Künstler rund zwei Kubikmeter zur Verfügung. Wahrscheinlich ist es mit der Herkunft der beiden Kuratoren, des Schweizers Paolo Bianchi und des Wieners Martin Janda zu begründen, daß an dieser Ausstellung vor allem Künstler aus den beiden Alpenländern teilnahmen.
Aber was kann ein Künstler in einer Umkleidekabine realisieren, und was bedeutet “site-specific” in diesem Fall? Zum Beispiel einen nostalgischen Kommentar zur Badekultur abzugeben wie Sylvie Fleury. Früher bedurfte es keiner aufblasbaren Dinos und Palmeninseln, um sich im frischen Naß zu vergnügen. Als Reminiszenz an jene vergangenen, weniger kommerziellen Zeiten stellte die Künstlerin einen pinkfarben gestrichenen Schlauch eines LKW-Reifens samt falschem Markenetikett in ihre Kabine. Eine weitere künstlerische Fassung eines Schwimmreifens war in der Installation der Geschwister Hohenbüchler zu entdecken. Sie verknüpften verschiedene…