Michael Nungesser
10 – Zehn Jahre Berghain
Halle am Berghain, Berlin, 8.8. – 31.8.2014
Das Berghain ist ein Mythos. Kaum ein Berlin-Artikel der letzten Jahre, der nicht über diesen Techno-Club die tollsten Superlative verbreitete – immerhin wurde er schon einmal auf dem ersten Platz einer weltweiten Rangliste geführt. Sein Name entstand aus zwei Wortsilben des Szene-Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, einem erst 2001 im Rahmen einer Bezirksfusion in Berlin entstandenen neuen Großbezirk, in dem Ost und West der ehemals geteilten Stadt administrativ vereint sind. Das 2004 eröffnete Berghain versteht sich als eine Fortsetzung des der Schwulenszenen verbundenen Techno-Clubs Ostgut, der im Jahr zuvor schließen musste.
Untergebracht ist das Berghain in einem ehemaligen Heizkraftwerk unweit des Ostbahnhofs, das in den frühen 1950er Jahren zur Versorgung der Wohngebäude entlang der damaligen Stalinallee errichtet wurde. Der riesige, massige Betonklotz steht heute unter Denkmalschutz, wurde entkernt und für die tanzend feiernden Menschenmassen umgebaut. Eine merkwürdige urbane Melange ist entstanden: Das Berghain, mit geschichtsträchtiger Adresse „Am Wriezener Bahnhof“, Symbol eines neuen Deutschland hedonistischer Exzesse in unmittelbarer Nähe zum Druck- und Verlagshaus „Neues Deutschland“, in dem noch immer die Zeitung gleichen Namens herauskommt, früher Sprachrohr der SED, nun sozialistisches Organ mit Linken-Sympathie.
Das Berghain beging sein zehnjähriges Jubiläum mit einer Kunstausstellung in der angrenzenden, der Öffentlichkeit nur selten zugänglichen „Halle am Berghain“, die schlicht einfach „10“ hieß. Bildende Kunst wurde zum Medium, denn laut Pressemeldung ist für das Berghain „das Dreigestirn aus Musik, Kunst und Club zentral und verbindet sich zu einer fühlbaren Einheit“. Schon seit 2007 fanden parallel zum Clubprogramm eine…