09 WH22
Alice Yard, The Question of Funding, LE 18, Hamja Ahsan, Party Office B2B Fadescha, Nhà Sàn Collective (NSC)
Das Akronym WH22 steht für den Gebäudekomplex in der Werner-Hilpert-Straße 22, wo mit der Lolita-Bar (benannt nach dem gleichnamigen, regionalen Bier) im Innenhof ein Treffpunkt der documenta-Künstler*innen entstand. Hier ist jene Gruppe eingeladen, die vorab starke Kontroversen auslöste: The Question of Funding (QoF) [02], ein von palästinensischen Künstler*innen gegründetes Kollektiv. QoF ist eine lose Gruppe, die seit 2019 Kunst- und Kulturprojekte in Palästina organisiert, finanziert und alternative wirtschaftliche Strukturen für Zusammenarbeit schafft. Zentrale Frage ihrer Gruppe: Wie können wir zusammenarbeiten? Wie kann Kulturarbeit im palästinensischen, von der israelischen Besatzung reglementierten und ressourcenarmen Kontext funktionieren?
QoF wird eine Nähe zu der antiisraelischen Kampagne BDS unterstellt, die einen Boykott Israels fordern. Daher löste QoFs Teilnahme eine anhaltende Antisemi-tismus-Debatte aus, dessen Höhepunkt im Mai zu Vandalismus führte: Unbekannte brachen in die WH22-Räume ein und schmierten „Peralta“ – in Anlehnung an die Leiterin der spanischen rechtsextremen Jugendgruppe“ – und „187“ an die Wände. Laut der documenta verweisen diese Zahlen auf den California Penal Code (Strafgesetzbuch) bei Mord.
Das Künstlerkollektiv Alice Yard [01] aus der Karibik besteht seit 2016 und ist inspiriert von der trinidadischen Tradition städtischer Gemeinschaftshöfe. In Kassel vergeben sie Residenzprogramme an neun Künstler*innen. Sie wohnen und arbeiten im WH22, produzieren Beiträge für die Grimmwelt, das Trafohaus, Orte im Außenraum.
Für das WH22 entwickelte der in 1974 auf den Bahamas geborene, in London lebende Blue Curry eine Bodeninstallation aus gefundenen Materialien: Bänder mit Goldperle, die an geflochtene,…