08 KAZimKuba
Jimmie Durham & A Stick in the Forest by the Side of the Road
Inmitten des Bahnhofsgebäudes, in den Räumen der ehemaligen Bahnhofsmission, gründeten sieben Mitglieder des Bundes Deutscher Architekt*innen 1998 das Kasseler Architekturzentrum im Kulturbahnhof (KAZimKuba). Für die 100 Tage der documenta fifteen gastiert darin jetzt der US-Künstler Jimmie Durham mit Freund*innen.
Jimmie Durhams künstlerischer Weg begann als Performer und Dichter in New York, in den 1980er Jahren wechselte er zu skulpturalen Arbeiten. Bekannt wurde er mit seinen Objekten aus alltäglichen Materialien, aber auch Tierskeletten, Steinen und Federn. 1940 geboren, entstammt er einer amerikanisch-irischen Familie, der er noch eine Variante hinzufügte: Er sei ein Cherokee, erzählte er immer wieder. Diese Zuschreibung erscheint nicht in seiner Geburtsurkunde und wird von Vertretern der indigenen nordamerikanischen Cherokee Nation nicht akzeptiert: „Durham hat keine Cherokee-Verwandten; er lebt nicht in Cherokee-Gemeinschaften oder verbringt dort Zeit; er nimmt nicht an Tänzen teil und gehört keinem zeremoniellen Boden an“, schrieb die Gruppe 2017. Entschieden sich seine Eltern bewusst gegen diese möglicherweise diffamierende Zuschreibung? Durham nahm dazu nie Stellung. Aber er engagierte sich mehr als fünfzig Jahre bei der UNO für die Rechte indigener Völker.
Sein Werk ist tief beeinflusst von der Idee des Schamanismus und fordert mit den Materialien immer wieder die Klischees über Indigene heraus. Seine Themen sind Konflikte um Identität und Gerechtigkeit, die Suche nach Verbindungen und Gemeinsamkeiten, der Glaube an Aufmerksamkeit und Achtung. 2019 erhielt er den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk auf der 58.Biennale Venedig, 2022 sollte er an der documenta teilnehmen, verstarb…