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Zen
Nach rund 30 Minuten Autofahrt erreicht man den Außenbezirk ZEN. Das Wort steht nicht für eine spirituelle Lebenseinstellung, sondern für ZONA ESPANSIONE NORD. Diese nördliche Erweiterung der Stadt ist ein gefürchteter sozialer Brennpunkt, geprägt von Alkoholproblemen und massiver Arbeitslosigkeit. ZEN wurde 1969 als urbanes Entwicklungsgebiet gebaut, jedoch nie beendet. Später kam eine Kirche hinzu, die das Vierteil mit den insgesamt 37.000 Bewohnern auf 16 sogenannten Haus-„Inseln“ in zwei Zonen teilt. In ZEN 1 leben Menschen, denen die mietfreien Wohnungen offiziell zugeteilt wurden. ZEN 2 dagegen wurde in den 1980er Jahren besetzt, auf 18.000 Menschen wird die Bevölkerung hier geschätzt. Zwischen beiden Teilen bestanden enorme Spannungen, die offenbar langsam beseitigt werden. Noch immer gilt ZEN 2 jedoch als gefährlich, von eigenständigen Erkundungen wird dringend abgeraten. Während der Pressebesichtigung war davon zwar nichts zu sehen, eine Lehrerin erzählte jedoch von den extrem geringen Fähigkeiten einer gewaltfreien Kommunikation unter den Jugendlichen. Die ungenutzten, nie zu Ende gebauten Flächen in ZEN 2 werden als wilde Müllhalden benutzt. Auf einem kleineren Stück freien Lands haben jetzt Coloco + Gilles Clément ein Nachbarschaftsprojekt begonnen. Sie reinigten gemeinsam mit den Anwohnern den Garten und setzten Gemüsepflanzen an, um das Bewusstsein und die Verantwortung für die Umgebung innerhalb der Bevölkerung zu aktivieren. Soweit wir es sehen konnten: es funktioniert. Bei der Besichtigung lag kaum noch Müll dort, Zucchini, Salat und Kräuter wuchsen, nichts war zerstört worden und offenbar wird auch die von der Stadt finanzierte Bewässerung eingesetzt. Vielleicht…