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Titel: 10. Berlin Biennale · von Sabine B. Vogel · S. 128 - 133
Titel: 10. Berlin Biennale , 2018

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Volksbühne Pavillon

Auf dem Rosa – Luxemburg – Platz steht ein kleiner, weißer Pavillon. Hier fanden einige Jahre lang wechselnde Kunstprojekte statt, später diente es als Kassenpavillon des Theaters, zuletzt stand in großen Buchstaben Books auf dem Vordach. Statt des Bücherverkaufs innovativer Berliner Verlage finden hier jetzt Performances statt. Denn die Schwestern Lydela und Michel Nonõ aus Puerto Rico haben den Raum übernommen. Das Duo nennt sich Las Nietas de Nonõ und thematisiert ausgehend von ihrer eigenen Lebens – und Familiengeschichte die Unterdrückung der Schwarzen in Puerto Rico und die gefährliche Übermacht der Pharmaindustrie.

Die Schwestern leben in einem Arbeiterviertel in Carolina, das von ihrem Großvater geerbte Haus ist zugleich eine Galerie, internationale Künstlerresidenz und Szenetreff für die örtlichen Jugendlichen, dort wird gekocht und debattiert. In Berlin haben Las Nietas de Nonõ Relikte für ihre Performances aufgebaut, dazu eine semi-private Ecke mit Pflanzen und kleinen Videos aus einem Garten, und vor allem eine Art medizinisches Labor. Da hängt ein weißer Kittel an der Wand, eine Tafel wartet auf Notizen, in der Fensterauslage sind Schalen, Reagenzgläser und merkwürdigerweise dazwischen getrocknete Fische aufgereiht. Auf einem Tisch liegen Scheren, Skalpelle und Zangen, auch Handschmuck und ein aufgeklebtes Foto. Uns erinnert das Portrait eines Mannes schnell an ein Fahndungsbild von Terroristen. Wahrscheinlich stammt es aber aus ihrem Familienalbum und zeigt ihren Cousin, der wegen Drogenschmuggel im Gefängnis sitzt und den sie mit ihrer Aktion Free Oscar Lopez Rivera befreien wollten. Dafür hatten sie das Foto des bekannten, politischen Häftlings Rivera mit einem Foto ihres Cousins ersetzt….

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