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Titel: Manifesta 12 · von Sabine B. Vogel · S. 174 - 175
Titel: Manifesta 12 , 2018

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Oratorio San Lorenzo

Wie so viele Kapellen wurde auch das ORATORIO DI SAN LORENZO ursprünglich auf einem Privatgrundstück Mitte des 16. Jahrhunderts errichtet und später einem Orden übergeben. Hier waren es die Franziskaner, die sich in Kalsa um die Armenbestattungen kümmerten. In dem Gebetshaus sind Reliefzyklen mit Szenen aus dem Leben von Franziskus und Laurentius zu sehen, die von Demut, Ruhm, Reue, Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Wahrheit und Glaube handeln. 1609 malte Michelangelo ein großes Altarbild für die Kapelle, das 1969 gestohlen und später durch eine Kopie ersetzt wurde. Hier hat Nora Turato ein massives, schwarzes Stahlgestell in den Innenraum gestellt, das an Umkleidekabinen erinnert und einen Ort des Übergangs symbolisiert. Aus Lautsprechern hören wir Stimmen. Turato ist bekannt für ihre Spoken Word Performances, in denen sie meist Werbeslogans, Literatur, aber auch Plattitüden aus Politik und Alltagsgesprächen einwebt, um ein verbales Bild der Gegenwart zu erzeugen. Ausgangspunkt von Turatos Beitrag in Palermo sind die „donas de fuera“, die aufgrund ihres unkonventionellen Benehmens ausgegrenzt wurden. In den Erzählungen in Sizilien sind diese „Frauen von außerhalb“ übernatürliche weibliche Wesen, die in den Hexenprozessen im 16. bis Mitte des 17. Jahrhunderts verfolgt wurden. Turato greift diese Erzählungen auf und spricht darüber, wie dominant auch heute die Forderung nach Inklusion ist, während ein „außerhalb“ als Feld der Emanzipation dienen kann.

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