Ralf Hanselle
Modell Bauhaus
»Die Rückkehr der weißen Götter«
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 22.7. – 4.10.2009
Bauhaus ist „cool“! Egal, ob es um die Fetischisierung der Form geht oder um den Glauben an weltverändernde Oberflächen: Das Bauhaus, es wird mit seinen innovativen Designlösungen und mit seinem Wechselspiel aus Gehalt und Gestalt längst nicht nur von der Generation iPod als Antike unserer Gegenwart geschätzt. Der Grund hierfür ist einfach: Die vor 90 Jahren im thüringischen Weimar gegründete Kunstschule, die in ihrer Lebensspanne von 1919 bis 1933 nicht älter geworden ist, als die sie tragende Republik von Weimar, hat es mittels cleverer Vermarktung geschafft, nahezu weltweit zum Synonym der Moderne zu werden. Egal ob die Tischleuchten eines Wilhelm Wagenfeld oder die Clubsessel von Marcel Breuer: Im Bauhaus kann man die ehrwürdigen Fundamente einer modernen Kunst und Lebensform entdecken.
Da verwundert es nicht, dass die Marke Bauhaus in Deutschland noch immer Ausstrahlung besitzt. In den drei Bauhaus-Institutionen in Weimar, Dessau und Berlin explodierten die Besucherzahlen, und auch die Publikationen zum Thema sind längst nicht mehr zu überschauen. Mit einer im Juli im Berliner Martin-Gropius-Bau eröffneten großen Ausstellung aber hat der gegenwärtige Bauhaus-Boom seinen vorerst letzten Höhepunkt erreicht. Bereits Ende August konnte diese Ausstellung auf über 90.000 Besucher zurückschauen. Die Wortmarke Bauhaus ist somit endgültig zu einem massenkompatiblen Signet geworden. Modell Bauhaus lautet der Titel dieser Schau, die mit rund 1.000 Exponate und einem Etat von 3 Millionen Euro weit mehr als nur die Schlüsselwerke dieses Weltstils präsentiert. Eingefasst in eine verschwenderische Ausstellungsarchitektur, entworfen von den Berliner Szenografen…