Wendezeiten – Deutschland in der Kunst
herausgegeben von Maria Anna Tappeiner
Nationen malen keine Bilder“, schrieb Werner Hofmann 1999 in seiner Streitschrift Wie deutsch ist die deutsche Kunst?. Mit der Praxis künstlerischen Arbeitens haben nationale Zuschreibungen wenig zu tun. Schließlich befinden wir uns in einem postnationalen Zeitalter, in dem nationale Zugehörigkeiten und Fragestellungen in globalen Zusammenhängen aufgehen und Teil eines internationalen Geflechts sind. Dennoch ist jeder Mensch durch seine Herkunft, seine Sprache und sein Lebensumfeld politisch und kulturell sozialisiert. Das beeinflusst Denken und Handeln und wirkt sich natürlich auch auf die Kunstproduktion aus.
Anlässlich des 25-jährigen Jahrestags der deutschen Einheit stellt dieser Band exemplarisch Künstler und Werke vor, die sich mit Deutschland auseinandersetzen. Dabei fällt auf, dass die Wiedervereinigung die Vergangenheitsbewältigung als beherrschendes Thema in den Hintergrund gerückt und das Selbstbewusstsein gestärkt hat. Der Mauerfall markiert auch das Ende der Nachkriegszeit: 1990 erhielt Deutschland mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag erstmals seit 1945 wieder die vollständigen Rechte eines souveränen Staates. Fast gleichzeitig wurde die globale Marktwirtschaft mit ihrem Wachstumsdiktat zum politischen Leitgedanken, und die Globalisierung und Medialisierung fast aller Lebensbereiche begann ihren Siegeszug. Heute ist Deutschland ein Einwanderungsland, die aktuellen Flüchtlingsbewegungen werden das Land und Europa weiter verändern. Alle diese Faktoren haben das Selbstbild der Deutschen, aber auch den Außenblick massiv verändert.
Wendezeiten – Deutschland in der Kunst spannt einen Bogen zwischen Künstlerinnen und Künstlern verschiedener Generationen und gibt Einblicke in ihr Werk und ihr persönliches Verhältnis zu Deutschland. In den Werken, Autorenbeiträgen und Interviews wird Deutschland auf unterschiedliche Weise als Geschichts-, Kultur- und Sozialraum reflektiert, werden…