Band 253, 2018, Titel: II. Gespräche mit Kunstvermittlern, S. 106
Die Füllfederhalter stecken wie minimalistische Flugkörper in der Brusttasche des Sakkos. Dort, wo üblicherweise die Orden eines verdienten Militärs angebracht werden, sind hier die Arbeitswerkzeuge eines Generalisten und Synkretisten sichtbar. Für den aufmerksamen Beobachter dieses wirkungsreich inszenierten Details ist die Botschaft unmissverständlich: in aller Schärfe denkt und schreibt hier jemand mit dem Herzen, fühlt und spürt mit dem Geist.
Wenn Bazon Brock als „Skeptiker und Aktivist in Personalunion“ bezeichnet wird, dann hat Wolfgang Ullrich 2016 in seiner Laudatio zur Verleihung des Von-der-Heydt-Kulturpreises der Stadt Wuppertal an Bazon Brock damit dessen Arbeits- und Lebenspraxis treffend auf den Punkt gebracht: „Die typischen Eigenschaften von Skeptikern – von der Apathie bis zur Zurückgezogenheit, von der Müdigkeit bis zum Zaudern – sind bei Bazon Brock aber ganz und gar nicht anzutreffen. Ja: Ganz und gar nicht! Im Gegenteil. Ich kenne niemanden sonst, der durchgängig mit so viel Kraft und Überzeugungskraft spricht, der jeden seiner Sätze mit kompromissloser Bestimmtheit und voller Leidenschaft formuliert, der nie nachlässt, keiner Konfrontation aus dem Weg geht, aber zugleich keinen Umweg oder auch Gewaltmarsch scheut, um vielleicht noch ein paar mehr Menschen mit seinen Worten zu erreichen. Statt in einem Turm [wie Michel Montaigne] oder einem Keller [wie Odo Marquard] im Verborgenen zu leben, hat er seine Denkerei an einem zentralen Platz der Hauptstadt eröffnet, und wenn er gerade nicht dort debattiert, ist er irgendwo im Land oder Ausland unterwegs, um wen auch immer zu belehren und zu ermahnen. Bazon Brock ist der Unermüdliche schlechthin, der in jedem Moment Aktive.“
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* 384 v.Chr., Stageira, Griechenland; † 322 v.Chr. in Chalkis, Griechenland
* 1844, Röcken, Deutschland; † 1900 in Weimar, Deutschland
* 1746 , Zürich, Schweiz; † 1827 in Brugg, Kanton Aargau, Schweiz