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Nachrichtenforum: Aktionen & Projekte · von Jürgen Raap · S. 418 - 422
Nachrichtenforum: Aktionen & Projekte , 2011

UNSER PAVILLON

Im Mittleren Schlossgarten von Stuttgart befindet sich seit 1977 die Skulptur „Schichtung 107 (Stuttgarter Tor)“ des Künstlers Thomas Lenk. Die Künstler des „Begleitbüro SOUP (Stuttgarter Observatorium Urbaner Phänomene“ mit Ulrich Bernhardt, Steffen Bremer, Michael Gompf, Kurt Grunow, Andreas Mayer-Brennenstuhl, Karin Rehm und Harry Walter haben nun Lenks Werk erweitert, indem sie in unmittelbarer Nähe ein „Raumgebilde“ aufstellten und dies „Unser Pavillon“ nennen. Seit die „Wutbürger“ im vergangenen Jahr gegen das Bahnhofsprojekt „Stuttgart 21“ protestierten und bei der Landtagswahl die alte bürgerliche Koalition abwählten, hoffen die Künstler, dass der gesellschaftliche Aufwind im Stuttgarter Kessel noch eine Weile anhalten möge. Mit dem Pavillon wollen sie „konkret“ in die gesellschaftliche Debatte eingreifen, was künftig in der Schwaben-Metropole unter gesellschaftlichem Fortschritt zu verstehen sei, und dazu haben sie ihn als „Metapher auf die Umkehrung der Verhältnisse“ wie eine „camera obscura“ gestaltet: Eine Camera obscura ist „ein dunkler Raum, in den durch ein kleines Loch das Licht der Außenwelt eindringt und auf die gegenüberliegenden Seite ein auf dem Kopf stehendes Abbild erzeugt. Der von der Lenk-Skulptur eingerahmte Bahnhofsturm könnte in einer extremen Langzeitbelichtung für immer ins öffentliche Gedächtnis eingeschrieben werden. Wenn dabei der auf dem Turm kreisende mächtige Mercedesstern plötzlich ins untere Bildfeld gerät und wie ein Rührwerk das Untere nach oben bringt, so verdankt sich dies allein optischen Gesetzen. Parallel zu dieser Nutzung als Camera obscura wurden innen und außen Informationen und Gesten platziert, die zu einer Präzisierung der beiden Leitfragen des Pavillons beitragen: ‚Was heißt Fortschritt?’ und ‚Wem gehört die Stadt?’“.

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Mischa Kuball…

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