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Ausstellungen: Leverkusen · von Jürgen Raap · S. 323 - 323
Ausstellungen: Leverkusen , 2013

Jürgen Raap
Thomas Grünfeld

»homey«
Museum Schloss Morsbroich, Leverkusen,26.5. – 8.9.2013

„Homey“ hat Thomas Grünfeld seine Ausstellung genannt, und das kann man nicht nur mit dem nüchternen Wort „häuslich“, sondern ebenso mit den emotionaler aufgeladenen Vokabeln „anheimelnd“, „heimelig“ oder auch „gemütlich“ übersetzen. Der Künstler wuchs in Leverkusen auf, und auch zum Ausstellungsort Museum Schloss Morsbroich hat er eine biografische Beziehung, denn sein Vater hatte dort seinerzeit Museumsführungen durchgeführt. So ist denn die Retrospektive gerade an diesem Ort stimmig, und sie umfasst eine ziemlich facettenreiche Ausbreitung konzeptueller und formalkünstlerischer Ansätze. Da werden Erinnerungswerte artikuliert, und da ist auch ein äusserst starkes Interesse an den haptischen und anderen materiellen Aspekten der Werkstoffe Filz, Holz und Leder spürbar.

Bei den Filzobjekten benutzt Thomas Grünfeld das Material zur Aneinanderreihung farbiger grafischer Flächen, und damit grenzt er sich automatisch von den kunsthistorischen Vorläufern im Werk von Joseph Beuys ab. Obwohl das Alltagskulturelle als Inspirationspotenzial auch bei Grünfeld durchaus eine große Rolle spielt, versteht er es auch sonst, einer von anderen Künstlern längst epigonal ausgeschlachteten Pop-Ästhetik konsequent auszuweichen.

Viele der 16 ausgestellten Werkkomplexe sind ästhetisch zwischen Bildhauerei und Design angesiedelt und kommunizieren Reflexionen über das Wohnen an sich, speziell auch in diesem Schloss, in dem im 19. Jh. die Familie eines Seidenfabrikanten lebte. In gewisser Weise kann man daher Grünfelds Ausstellungsstrategie einer szenografischen Präsentation als eine symbolische Möblierung begreifen, die das heutige Museum in eine Wohnresidenz zurück verwandelt.

Doch das geschieht mitunter recht widerborstig und mit einer gehörigen Portion Ironie: der Blick aus dem Fenster auf den Park mit einem…



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