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Titel: Supermarktsystem Biennalen - 2. Biennale von Mardin · von Sabine Küper-Büsch · S. 230 - 243
Titel: Supermarktsystem Biennalen - 2. Biennale von Mardin , 2012

Genau hinsehen:

Die Kunst-Biennale von Mardin
Von Sabine Küper-Büsch

Nur dreißig Kilometer von der syrischen Grenze entfernt liegt Mardin. Eine sich an einen Berg schmiegende Schönheit aus Kalkstein. Die südostanatolische Stadt ist neben Istanbul die beliebteste Kulisse für Spielfilme, Fernsehserien und Musikvideos in der Türkei. Eine Kunst- Biennale –wie sie vom 21. September bis zum 21. Oktober hier gezeigt wird- ist das angesichts des Bürgerkrieges im Nachbarland absurd? Durchaus nicht. Der italienische Kurator Paolo Colombo hat bereits 1999, als der Großraum von Istanbul von einem verheerenden Erdbeben heimgesucht worden war, erfolgreich eine Biennale am Bosporus kuratiert. Zusammen mit der türkischen Kuratorin Lora Sariaslan gelingt ihm unter dem Titel „Double take“ in Mardin ein Ausstellungskonzept, das fünfundzwanzig internationale Künstler zu einer subtilen konzeptionellen Auseinandersetzung mit dem dortigen Kontext motiviert. Die Ausstellung ist mit dem Ort so sehr verwoben, dass der Besucher die Stadt erkunden muss, um die Kunst zu finden.

Amerikanische Eisbären auf dem Stoffbasar

Vorsichtig streicht Mustafa Tamtamış mit den Händen über den bunten Stoff. Es ist beste Qualität, Baumwolle aus den USA, fein und gleichzeitig fest gewebt. „Auch dies eignet sich als Sofabezug“ nickt der Stoffhändler dem italienischen Gast zu. Auf den ersten Blick sind kleine weiße Eisbären in der Struktur des Gewebes zu erkennen. Beim genaueren Hinsehen dringt der Betrachter in einen Phantasiedschungel aus rosa Schlingpflanzen ein. Die Eisbären wenden den Kopf nach links, scheinen einander aber durch das Dickicht nicht zu sehen. Eine feine Parabel auf den globalen Klimawandel, der im Stoffdesign keine Eisberge aber die Polarbären in eine tropische Landschaft…


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von Sabine Küper-Büsch

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