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Fragen zur Zeit · von Michael Hübl · S. 30 - 33
Fragen zur Zeit , 2009

Michael Hübl
Stunde Null – und Schluss?

Wie die Welt darauf wartet, dass Barack Obama Kasimir Malewitsch ablöst

Hat das Musée des Beaux Arts de Lyon ein besonderes Gespür für umwälzende Veränderungen der Gegenwart? Die Präsidenten-Wahlen in den USA standen kurz bevor, noch war nicht entschieden ob John McCain oder Barack Obama das Rennen machen würde, da eröffnete das Museum der Schönen Künste im zweitgrößten Ballungsraum Frankreichs eine Ausstellung mit dem Titel “1945-1949. Repartir à zéro, comme si la peinture n’avait jamais existé” 1. Ziemlich lang für einen Ausstellungstitel. Und doch wird ohne große Umschweife die ‚Stunde Null‘ evoziert – jener Moment, an dem sich schlagartig die Verhältnisse ändern. Und die nachgerade lodernde Hoffnung aufflackert, dass sich ebendiese beengenden, erstickenden Lebensbedingungen zum Guten wenden.

Wenn die ‚Stunde Null‘ schlägt, dann war es vor Kurzem noch ‚fünf vor Zwölf‘. Die ‚Stunde Null‘ markiert den absoluten Tiefpunkt einer historischen Entwicklung – und zugleich den Umschwung zum Besseren. Es ist die Stunde der „Audacity of Hope“ 2. Das Tal der Tränen ist durchschritten, von nun an kann der Gang der Dinge nur noch aufwärts führen. Dorthin, wo Zuversicht, Optimismus, Aufbaufreude das Sagen haben und pure Lust an der Unschuld des Neuen den Ton angibt. Die quälende, bedrückende, repressive Last des Bisherigen ist beseitigt, und es beginnt die große Umorientierung, die ihrerseits nach gründlicher, restloser Entrümpelung verlangt. In Lyon wird dieser notwendige Zusammenhang von vornherein signalisiert: „1945-1949. Bei Null anfangen, wie wenn es die Malerei nie gegeben hätte”. Kurz: Das Alte, das bislang…


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